(Plop Online Comics, hier klicken)  
Anmerkung: Das da unten sind alte Comic-Besprechungen die im Comic Fanzine 'Plop' erschienen. Die meisten sind von Andreas Alt ('aa') verfasst. Natürlich sind die Angaben nicht mehr gütig, Hefte vergriffen, Zeichner umgezogen, Währung geändert etc. Aber für den einen oder anderen vielleicht ganz interessant hier zu schmökern...

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Plop 62
Besprechungen



Armin Parr: Ups # 4 (November 2000). 20 Seiten, s/w mit blauem Cover, DIN A 5. Armin Parr, Sternbergstraße 56, 72116 Mössingen
 
Dieses Fanzine habe ich mir in der Erwachsenen-Abteilung eines Frankfurter Comicladens gekauft. Dummerweise kann ich den Preis nicht mehr rekonstruieren, weil ich einen ganzen Stapel Comics mitgenommen habe. Und er steht leider nicht auf dem Cover. Der Laden war jedenfalls übervorsichtig. Oder der Inhaber hat sich von Armin Parr erzählen lassen: Da drin geht’s um harten Sex – und hat sich das Heft gar nicht angesehen. Eigentlich geht’s hier um eine lost generation, übers Jugendalter schon etwas hinaus, Leute, die gern breit sind, mit ihren sexuellen Regungen immer noch nicht so ganz klar kommen, sich aber miteinander in diesem unbestimmten, melancholischen Lebensgefühl, das sie kultivieren, ganz gut eingerichtet haben. Nur die neue Spaß-Generation betrachten sie ziemlich irritiert. Das ist so ein bißchen „Koma Comix“ mit Anspruch. Parr scheint grafisch ziemlich von den amerikanischen Alternativ-Comics der 70er Jahre beeinflußt zu sein, und dieser Stil paßt auch gut zum Inhalt. Hofentlich finden einige Leute, die sich genauso fühlen wie Parrs Protagonisten, die-ses schöne Heft. aa
 
Weißblechs weltbeste Comics # 3. Zombie Terror. 32 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 6 Mark (ab 18 Jahre). Weißblech Comics, An der Landstraße 5, 23758 Kükelühn
 
Dies sind Geschichten von unschuldigen Mädchen oder nichts ahnenden Zivildienstleistenden, die sich vor der hereinbrechenden Dunkelheit in düstere Häuser mitten im Wald flüchten. Seit etlichen Kinostreifen von George Romero, Sam Raimi oder Tobe Hooper wissen wir, was solchen Leuten dann nicht selten widerfährt – im Titel wird es auch angedeutet. „Trash“, könnte man sagen und das Heft schnell abhaken. Aber es gibt natürlich guten und schlechten Trash, und vielleicht haben wir es hier mit dem guten zu tun. Die fünf bis sieben Seiten langen Stories sind jedenfalls absolutes Splatter-Konzentrat. Auf Seite 1 sehen wir zum Beispiel die beiden knackigen Mountainbikerinnen ratlos in die Landkarte vertieft. Bis Seite 4 hören sie die grausige Mär vom Fluch der einsamen Berghütte. Dann können sie es sich auf Seite 5 noch eben nackt vor dem Kaminfeuer gemütlich machen, bevor sie auf Seite 6 ihr schreckliches Schicksal ereilt. Levin Kurio (Story, teilweise Pencils) und Roman Turowski (Grafik) machen keine Umstände. Noch weniger Wittek, der in der Heftmitte „Nazizombies“ gegen „Mangagirlies“ antreten läßt. Durch die extreme Kürze bleiben die eigentlich ausgelutschten Horror-Klischees noch eben lebendig. aa
Alternativkritik: Levin Kurios Koma Comics lieben wir wegen seinem hohen Wahrheitsgehalt in seiner versteckten Gesellschaftsanalyse, seine Sonderhefte wegen seinem hohen Billigtrashgehalt. So auch in dieser Ausgabe. Leider hat Levin nur für eine der vier Kurzgeschichten Text und Vorzeichnungen beigesteuert, die Tuschearbeit steuerte Roman Turowski bei, der auch zwei der anderen Geschichten komplett erstellte. Turowskis Stories sind leider immer sehr merkwürdig, und seine Zeichnungen nur dann gut, wenn er sich wirklich Mühe damit gibt und sich Zeit dafür nimmt. Das scheint mir bei vorliegendem Werk nicht der Fall gewesen zu sein, die Sachen kommen mir irgendwie hingeschludert vor, sind zu großflächig und weisen kaum Hintergründe auf. Höhepunkt ist Witteks Story Nazizombies gegen Mangagirlies, in denen er detailreich mit gängigen Klischees dieser Schlagwörter spielt. Als Gesamtheit ist das Heft diesmal eher Mittelmaß, aber für 6 Mark kann man es schon mal mitnehmen. jo84
 
Koma Comix # 26. 36 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 6 Mark. Weißblech Comics, An der Landstraße 5, 23758 Kükelühn
 
Einige Zeit hatte ich jetzt Koma-Abstinenz, weil Levin Kurio nach meinem letzten Umzug meine Spur verloren hatte und keine Hefte mehr schickte. Schön, daß ich jetzt wieder mal eine neue Ausgabe im Briefkasten hatte. Die Saufabenteuer von Quevis wirken jetzt wieder schön frisch und richtig komisch. Eigentlich ist er ja eine Art Münchhausen. Und so sehen wir Levin Kurios etwas verfremdetes Alter Ego in „Der Heldensang“ in trauter Freundesrunde, der seine Kumpels bei dem Versuch, die unglaublichste Saufgeschichte zu erzählen, locker auskontert. Alle Stories haben aber wohl einen wahren Kern, auch die von der Partymieze, die er aus seinem Bett vertreibt, ohne ihr an die Wäsche zu gehen, oder vom Kampf mit der Werbepost oder von der rätselhaften Herpes-Infektion. Aber darüber kann man nur spekulieren. Gastkünstler in dieser Ausgabe ist Aha von „Epidermophytie“, der uns passenderweise den Heimweg von einer krassen Saufparty schildert. aa
 
Von mir! # 1 (April 2000). 44 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 9 Mark. Gerhard Förster, Winckelmannstraße 2/8,
A – 1150 Wien
 
Groß war meine Freude, als ich in einem Frankfurter Comicladen auf Band 1 von Gerhard Försters geschätzter Serie stieß (siehe Rezension in PLOP # 61). Ich mußte allerdings feststellen, daß das gar nicht Band 1 war, sondern ein Nachdruck von Band 1. Das Original hat der Künstler fotokopiert versandt. Entweder hat er die richtig guten Comics beim Nachdruck weggelassen (das Vorwort liefert dafür ein Indiz), oder er war bei Nummer 1 einfach noch nicht recht in Form. Wobei ich mich nun nicht direkt gelangweilt habe. „Die 13 Stufen zum Schaffott“ ist noch der beste Beitrag, der von Försters langwierigen Bemühungen um Kontakte zum anderen Geschlecht handelt. Er kommt aber eher larmoyant als ironisch rüber. Sein Porträt der seltsamen Familie Novak verstehe ich als Außenstehender nicht. Bei seinen Erlebnissen mit Scientology läuft er erst in Band 2 so richtig zu Hochform auf. Und die Superheldenparodie (?) „Superslime“ finden möglicherweise nur Österreicher lustig. Am Ende denkt sich Förster bei der Lektüre seines eigenen „Heftels“: „Entsetzlich... sämtliche Frauen sind Fuchtln, und die depperten Männer lassen sich von ihnen unterdrücken.“ Wenn’s nur so wäre. Dann wäre das Heft vermutlich etwas unterhaltsamer geworden. aa
Nachtrag: Gerade noch habe ich durch den ICOM erfahren, daß „Von mir“ nach Ausgabe 4 eingestellt wird. Der Verkauf im Comichandel sei schleppend gelaufen, wenn auch viele Abonnenten gewonnen worden seien. Aber für Gerhard Förster, der von seinem Heft leben wollte, habe es nicht gereicht. Förster suche sich jetzt wieder einen Brotjob – hoffentlich nicht bei Scientology, möchte man wünschen. aa
 
Sprühende Phantasie # 20. 52 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 4, 6 Mark. Joachim Guhde, Goebenstraße 37, 32423 Minden
 
Ralph Görtler, der in dieser Ausgabe interviewt wird, ist ein 56jähriger Cartoonist und Comiczeichner, der nicht so bekannt geworden ist wie Uli Stein oder Peter Butschkow, aber offenbar von der Zeichnerei leben kann und sein Leben als freier Grafiker um nichts in der Welt eintauschen möchte. Seine Schnecken-Comics „Schneckliche Zeiten“ hat wohl jeder schon mal irgendwo gesehen. Hier hat Jo Guhde mal einen wirklich bemerkenswerten Künstler aufgetan, der auch ganz offen über seine Ansichten plaudert, dabei aber zugleich gebührende Distanz hält. Bisher blieben die Interviews, die es ja in jeder Ausgabe gibt, oft etwas hölzern und schematisch wegen der von Jo bevorzugten Briefform des Gesprächs. Was in dieser Ausgabe fehlt, sind grafisch aufwendige Comics. „Trish“, sein ehrgeiziges Projekt mit Bernd Struckmeyer, wird hier nach drei Seiten abgewürgt – Jo sucht jetzt nach einem neuen Mitarbeiter. Fast alle übrigen Comics – schwerpunktmäßig übrigens aus der Feder von Oliver Ferreira und Wittek – haben Jam-Charakter oder sind locker erzählte Satiren. Manche Gags sind eher was für Insider. Mit Comics vertreten sind in der neuen Ausgabe außerdem Tim Posern, Horst Jäger, Andy Konky Kru, Anja & Joy, Andreas Fecke, Holger Bommer und der Mitgründer der „Sprühenden Phantasie“ Leviathan in Love. Ob die Ausgabe einen Kurswechsel einleitet oder ob sich der Inhalt einfach nach dem Jo vorliegenden Material richtet, bleibt abzuwarten. Im Stil von Ausgabe 20 könnte SP vielleicht die Lücke von „SI-Kartuun“ ausfüllen. aa
 
Eckart Breitschuh / Martin Schlierkamp: Grimm # 3.  Fitchers Vogel, 28 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 7,80 Mark. Zwerchfell
 
Eine der besser verkäuflichen Reihen des Zwerchfell Verlages ist die Reihe Grimm, die als Konzept hat, originalgetreu Grimms Märchen in Comicform umzusetzen. Läßt man seine Phantasie etwas spielen, fällt einem auf, daß man die Märchen auch durchaus etwas anders interpretieren kann als bisher üblich. Genau das tut Eckart Breitschuh, und er stellt dar, daß Grimms Märchen mitnichten liebe Geschichten für Kinder sind, sondern im Gegenteil ausdrücklich nur für Erwachsene produziert wurden. Auch in einer ihrer unbekannteren Geschichten namens „Fitchers Vogel“ spritzt das Blut kübelweise, und die Damen geizen nicht mit nacktem Fleisch. Es geht um einen Hexenmeister, der hübsche Mädchen entführt, um sie zu ehelichen. Sind sie jedoch ungehorsam, so werden sie zerstückelt. Aber diesmal findet der grausame Tyrann seine Meisterin. Drei Seiten wurden von Breitschuh erstellt, der Rest vom Newcomer Schlierkamp. Sein merkwürdiger Bleistiftstil kann mich überzeugen, und anatomisch gibt‘s auch nichts zu meckern. Eindeutig ein Profiprodukt, das nur aus Kostengründen nicht in Farbe erscheinen kann. jo84
 
Dirk Schwieger: Ineinander # 2 (April 2001). 36 Seiten, s/w mit zweifarbigem Cover, Comicbookformat, 5,90 Mark. der.eigen.verlag, Mainzer Straße 18, 12053 Berlin
 
Der Aufbau der ersten Ausgabe wird hier exakt wiederholt. Zuerst zwei Comics von Herausgeber Dirk Schwieger, über die nicht einfach zu erzählen ist, obwohl es um Alltagsdinge geht, die aber durch extreme Empfindsamkeit – oder vielleicht auch künstlerische Chuzpe – verrätselt werden. Am Ende folgen noch ein paar Seiten aggressiver Nonsens von dem Münchner Comiczeichner Thomas Gilke, der zuvor auf einer redaktionellen Seite vorgestellt wird. Schwieger will in jeder Ausgabe einen anderen Gastzeichner vorstellen. Ein schönes, sehr stilbewußtes Heft. Hinter das Konzept von „Ineinander“ bin ich aber noch nicht so recht dahintergestiegen. aa
 
Klaus Cornfield: Kranke Comics # 8, 36 Seiten, schwarz-weiß mit Farbumschlag, Comicbookformat, ab 18 Jahre. Schwarzer Turm
 
Klausi macht in Ausgabe 8 dem Namen der Heftreihe wieder alle Ehre. Dieses Heft ist mal wieder für halbwegs intakte Gemüter völlig unzumutbar. Seine Komik bezieht es, wie schon in den letzten Heften durch mehr als bedenkliche Phantasien. Diese sind so extrem pervers und krank, daß man vor Lachen einfach nur losprusten muß. In diesem Heft fühlt sich Pornoproduzent Vee-Jay Slam von seiner Konkurrenz kopiert und beschließt, sich zu rächen. Nach einer echt perversen Fickorgie reißt er ihnen die Sacknähte auf. Belohnt wird seine Boshaftigkeit mit einem herrlichen Geschenk, der Fleischrutsche aus willigen Mädchen. Wieder einmal siegt das mieseste aller Schweine auf ganzer Linie, Realismus und Gesellschaftskritik pur. Trotz aller Krassheiten ist Kranke Comics die lustigste Undergroundreihe der Welt, ohne Übertreibung. jo84
 
Melone # 3. 40 Seiten, DIN A 5, 3 Mark. Arne Auinger, Viktoriastraße 56, 32423 Minden
 
Diesmal hat Arne schon doppelt so viele Künstler im Heft wie in Ausgabe zwei, sicherlich ein Anzeichen dafür, daß die Qualität nicht sinken wird in diesem Fanzine. Schwerpunkte des Heftes sind zum ersten ein unveröffentlichter autobiografischer Sieben-Seiten Comic von Till Lenecke, den dieser komplett mit Kugelschreiber gezeichnet hat, "um lockerer zu werden". Der Comic gehört auch textlich zu Tills bisher besten Arbeiten. Zweiter Schwerpunkt ist ein großes Interview mit Jo84, der sich hier nicht nur über comicspezifische Themen auslassen darf. Ergänzt werden die beiden Schwerpunkte durch Einseiter und Cartoons namhafter Zeichner wie Oliver Ferreira (grandioses Backcover!), Tim Posern, Levin Kurio, Oliver Gfeller und anderen. Das Ganze steckt hinter einem köstlichen Baldermann-Titelbild. Leider gibt es auch einen bis zwei Wermutstropfen. Zum einen ist das Lettering nicht immer gelungen (Rechtschreibung und Erscheinungsbild könnten teilweise besser sein), zum zweiten ist der Kopierdruck viel zu satt, so daß Details wegfallen, ein Umstand, unter dem vor allem Tills Comic zu leiden hat. Arne hat bereits Besserung gelobt. jo84
 
tremor comics # 17 (September 2001). 44 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 4,80 Mark. tremor comics, c/o C. Schadow, Triftstraße 05, 06114 Halle/Saale
 
„Wir haben Wort gehalten!“ Die Schreibtischtäter melden sich zurück, als ob jeder vermutet hätte, die Sachsen-Anhaltiner würden nach nun knapp drei Jahren langsam das Zeitliche segnen. Nach einer kleinen Sommerpause kehrt ihr Magazin in gewohntem Umfang und mit gewohntem Inhalt zurück. Also kein Grund zur Panik. Neu im Heft ist Till Lenecke (gelegentlich auch schon mal in PLOP zu sehen), der ein bewegendes Drama von Ausgrenzung unter Schülern beisteuert. Die Neuzugänge der letzten Zeit, Karsten Schreurs, Bernd Teuber und Ulrich Magin, sind auch wieder mit von der Partie. Karsten Schwenzfeier schließt seinen mit interessanten Computereffekten aufgepeppten Comic „Narziss und Echo“ ab. Bemerkenswert ist auch der sehr eigenständig gezeichnete Beitrag „Deur“ von C. P. Muenchgesang. „tremor comics“ist nach wie vor ein sehr empfehlenswertes Magazin, das mit ziemlich viel Energie und Spaß weitergeführt wird. aa
 
Lampe # 1 bis 6. Je 44 Seiten, DIN A 7. Lampe, Steinbergstraße 42, 31139 Hildesheim
 
Schon etwas länger erhältlich sind die ersten sechs Ausgaben des Comicmagazins im Fitzelformat, das mich recht ratlos zurückläßt. Ideen hat das Zeichnerkollektiv aus Hildesheim allemal, keine Frage. Jedes Heft hat ein Oberthema, in das sich die zugegebenermaßen vielseitig gehaltenen Comics anscheinend einfügen lassen sollen (was nicht immer gelungen erscheint). Die Themenhefte Stadt, Biene, Gott, Brot, Aaargh und Familie können mir irgendwie trotzdem nichts geben. Krakelkunst trifft auf Lustiges, Pseudokunst auf Möchtegernintellekt, nur die Themen selber beachtet kaum jemand. Immerhin nimmt sich „Lampe“ nicht ernst, und Mediengeilheit ist sicher nicht ihre Schwäche. Ich kann bei aller Anstrengung nicht einmal herausfinden, von wem welcher Beitrag ist. „Kleinkunstprojekt“ ist wohl die treffendste Umschreibung, und dafür muß man ein Faible haben, oder auch eben nicht. jo84
 
King King Kong King Robo Comix. 16 Seiten, s/w mit Farbcover, 7 mal 15 Zentimeter. Pottzblitz Entertainment Groupè, c/o Patrick Schmitz, Hein-richstraße 37, 38106 Braunschweig
 
„Ich habe erfahren, daß PLOP ein Comic-Magazin ist,. Und ich habe gehört, daß Ihr auch andere Comix besprecht. Also schick ich Euch mein Comic in der Hoffnung, daß Ihr das auch besprecht... aber bitte nur, wenn Ihr es gut findet... haha, nee, war nur ein Scherz. Wenn Ihr es mies findet, verreißt es von mir aus.“ So komme ich mitunter an Fanzines. Der vorliegende Mini-Piccolo von Patrick Schmitz beinhaltet zwei skurrile Roboter-Abenteuer. Zunächst wird der Elvis-Hit „In the Ghetto“ in einer Robot-Welt nachgestellt. Bemerkenswerterweise bekommen hier auch Roboter-Mütter Kinder. Und auch ein Robot kann durch eine Polizeikugel sterben. Noch seltsamer wird’s in der zweiten Story, die einen rumänisch sprechenden Robot-Vampir in einer fremden Welt vorstellt. Wiederum liegt ein Song zugrunde, aus „The tragic Life of the infamous Lost Forever“. Schließlich ist in dem Band noch ein Artikel zu finden, in dem die Auswahl eines passenden Weihnachtsgeschenks erörtert wird. Also dieser Band ist entschieden zu abgedreht für einen Verriß. Mal sehen, was vielleicht noch aus Braunschweig kommt. aa
 
Suckelborst - Gelassene Comics # 1. 24 Seiten, s/w, DIN A 7, Auflage:100, 2 Mark. Andreas Fecke, Garfelner Straße 41, 59558 Lippstadt
 
Ein neues Magazin hat das Licht der Welt erblickt, und es macht einen guten Eindruck. Verantwortlicher Herausgeber ist Andreas Fecke, der durch zahlreiche Comics mit und ohne Worte auch PLOP-Lesern kein Unbekannter ist. Bisher veröffentlichte er vor allem Egozines mit Strips um Go-Steine, Raben oder Salzstreuer. Suckelborst soll nun ein Magazin werden, zu dem auch andere Zeichner Zugang haben sollen. Jedoch sollen ausschließlich Funny-Comics und Textbeiträge veröffentlicht werden. Einen ersten Mitarbeiter hat Andreas in Moritz Stetter gefunden, der bereits drei witzige Seiten um einen fleischfressenden und einen pflanzenfressenden Dinosaurier beisteuert. Den Rest der Erstausgabe bestreitet Fecke selbst in gewohnt guter Qualität. Ungewöhnlich an dem neuen Magazin ist vor allem das Format DIN A 7, das beibehalten werden soll. Die Seitenzahl dagegen soll in den Folgeausgaben noch erheblich steigen. jo84
 
Kreativo # 36 (September 2001). 36 Seiten, s/w, DIN A5, 3 Mark. Kreativo!-Projekt, Birke, Postfach 2022, 58470 Lüdenscheid
 
Ungeachtet einer sechsjährigen Krankheitsgeschichte und drei Wochen Klinikaufenthalt bringt Birke weiterhin regelmäßig ihr ungewöhnliches Magazin heraus. Woran sie genau leidet, schreibt sie in der aktuellen Ausgabe nicht – ich müßte vielleicht mal in älteren Heften nachschlagen. Es hat jedenfalls mit Eisenmangel und niedrigem Blutdruck zu tun. Birke schreibt mit erstaunlichem Gleichmut über seltsame und gruselige Krankenhauserlebnisse, und in ähnlicher Stimmung scheint sie auch „Kreativo“ zusammenzustellen. Illustrationen, Kurzcomics, Gedichte, Texte folgen da ohne erkennbare Ordnung und Zusammenhang aufeinander. Aus dem Comicbereich sind diesmal Ghost, Roger, Oliver Ferreira, Henning Way, Cat, Jo84, Bernd Teuber, Moritz Stetter, Olaf Bathke und Anja & Joy vertreten. Birke bittet freilich die Tuschepinsel-Fraktion dringend um Nachschub. Ich will mich dem Aufruf, mehr Comics an Birke zu senden, gern anschließen. Sonst lesen wir in „Kreativo“ bald nur noch Meisterwerke der Lyrik wie dieses: „Der Winter naht, die Seele schmerzt. / Der Wind, der Blätter hoch zum Himmel hetzt. / Vorbei ist jetzt die Freude. Alles ist vorbei. / Verstummt und ganz vergessen ist der fröhliche Sommerschrei, bye, bye.“ (Seite 27) aa
 
Gambuzine # 9. 32 Seiten, s/w, DIN A 4. Gambuzine, Apartado 3578, 4306-901 Porto/Portugal
 
Ein portugiesisches Fanzine mit deutschem Schwerpunkt – und mit was für einem. Herausgeberin Teresa Camara Pestana hat dafür Beiträge der Creme der deutschen Comickunst, von Anke Feuchtenberger und Katrin de Vries und von Markus Huber gewonnen. Es sei im Fall der Feuchtenberger nicht sehr schwierig gewesen, sagte sie mir. Schwieriger ist es offenbar, an ein Tauschexemplar von „Panel“ heranzukommen (die Bremer, die vermutlich auch mal gern einen Beitrag von Anke Feuchtenberger publizieren würden). Außerdem gibt’s aus Deutschland noch einen längeren Comic von Till Lenecke und einen Onepager von Rautie aus Hanau. Komplettiert wird das Heft durch einen Beitrag von Clayton + Stefan (Herkunft unsicher – vielleicht USA) und einen der Herausgeberin selbst. Trotz des starken deutschen Einschlags kann ich die Beiträge im einzelnen nicht bewerten, weil sie alle ins Portugiesische übertragen sind, dessen ich nicht mächtig bin. Aber es ist schon zu sehen, daß das ein sehr ambitioniertes Magazin ist. Pestana spricht nach einem längeren Deutschland-Aufenthalt sehr gut deutsch. Mal sehen, was aus ihren Kontakten nach Deutschland noch wird. aa
 
A Mosca # 4. 48 Seiten, s/w mit zweifarbigem Cover, DIN A 4. A Mosca, Apartado 132, 3810 Aveiro/Portugal
 
Noch ein portugiesisches Magazin, diesmal mit Schwerpunkt Brasilien (das einzige Land in Südamerika, in dem die Amtssprache nicht Spanisch, sondern Portugiesisch ist). Viel kann ich zu dem Heft nicht sagen. Die Grafik der Beiträge sieht überwiegend ziemlich gekonnt aus und bewegt sich zwischen den Hernandez-Brothers und Munoz. Sicher nur etwas für Spezialisten oder Exotik-Fans. aa
 
Zwei Gratis-Ma-gazine, in letzter Minute geliefert vom ICOM:
 

Comicaze # 10. 20 Seiten, teilweise farbig, DIN A 4, kostenlos. Co-micaze e. V., Volkartstraße 4 A, 80634 München

 
Comics & mehr # 36. 32 Seiten, teilweise farbig, DIN A 4, kostenlos. MSW Medien Service, Linde 72 – 74, 42287 Wuppertal
 
Comicaze liegt in München aus (am 8. Dezember soll dort im „Pathos“ das fünfjährige Bestehen des Vereins gefeiert werden), Comics & mehr, ein Anzeigenblatt mit vielen interessanten Comic-News, gibt es in vielen Comicläden in ganz Deutschland. aa
 

Nachtrag PLG

In der vergangenen Ausgabe wurde bei der Rezension der neuen Ausgabe des französischen Fanzines PLG versehentlich die Bezugsadresse weggelassen. Dies ist sie: Philippe Morin, BP 94, 92123 Montrouge Cedex, France
 
Osamu Tezuka: Kimba, der weiße Löwe # 1 bis 3, je ca. 200 Seiten, Mangaformat, DM 9,95, ¤ 5,-. Carlsen
 
Genau wie Menschen jeden anderen Alters ist auch der Mittdreißiger nicht gegen Nostalgiegefühle gefeit, nur heißen unsere Kultfiguren nicht Falk oder Sigurd, sondern zum Beispiel Kimba. Die gleichnamige Zeichentrickserie gehörte Anfang der 70er Jahre zum Besten, was es so für Kinder gab. Keiner wußte natürlich, daß der „Gott der Mangas" Osamu Tezuka die Figur erfunden hatte und sie auf einem Comic basierte, der nun zirka ein halbes Jahrhundert nach sei-nem Entstehen endlich in drei Bänden auf Deutsch veröffentlicht wurde. Den Nostalgiker kann die Comicfassung jedoch überraschenderweise nur enttäuschen, was ungwöhnlich ist bei einem Tezuka-Comic. Noch deutlicher als bei Astro-Boy sieht man den Seiten an ,daß sie vor langer langer Zeit entworfen wurden. Das ist ja an sich nichts schlimmes. Aber die Abenteuer von Kimba, die recht vielversprechend starten, werden spätestens in Band 2 immer hektischer und undurchsichtiger, und die fitzeligen Zeichnungen mit Grauwerten sind manchmal anstrengend zu deuten. Die Zielgruppe bleibt unklar. Für Kinder sind die Texte teilweise zu kritisch und vor allem am Ende zu schockierend, für Erwachsene über weite Strecken zu banal und unwitzig. Auch Nostalgikern bietet er nichts, da der Comic völlig andere Figuren als die Fernsehserie hat, und vor allem uninteressantere.Selbst der Charakter der Hauptfigur bleibt unausgegoren. Schade, ich hatte mich sehr auf die Serie gefreut. jo84
 
Planet der Affen: 112 Seiten, farbig, Comicbookformat, 12,95 Mark, Generation Comics
 
Über den neuen Film und sein Verhältnis zu der Kinoreihe von 1967 bis 1973 ist schon viel geschrieben worden. Insbesondere den Hinweis, daß die politische Dimension der alten Affenreihe (die Anspielungen auf Rassismus, Totalitarismus, das Fanal des Krieges) durch die Perspektive individueller Einzelschicksale ersetzt wird, kann man nicht von der Hand weisen. Regisseur Tim Burton ist diese Entpolitisierung wohl weniger anzulasten, weil er erst spät ins Team kam, aber er ist sicher nicht der Typ, politisches Kino zu machen. Ich finde es reizvoll, stattdessen einmal die alten Comics mit den neuen zu vergleichen. Zunächst: Es gibt eine überraschende Parallele. In den Williams-Heften (im Original Marvel) wie auch im vorliegenden Band (im Original Dark Horse) gibt es eine Film-Nacherzählung und eine freie neue Affen-Story. Und damals wie heute ist die Nacherzählung grafisch schwächer. Davide Fabbri heißt der Zeichner, der den Burton-Film adaptiert hat. Er zeichnet viel aufwendiger und detaillierter als der Marvel-Routinier George Tuska, der 1968 am Werk war. Aber auch besser? Fabbri scheint eingeengt durch die vorgegebene Bilderwelt des Films. Alles wirkt hölzern, ein wenig beliebig, ohne Höhepunkte. Tuska konnte mit seinen sehr begrenzten grafischen Möglichkeiten seinem Taylor kaum Ähnlichkeit mit Charlton Heston verleihen, aber in seinen Bildern steckt immer die Spannung und Dramatik der Situation: die Menschenjagd, der Mensch im Tierkäfig, das groteske Affen-Tribunal. Von Tuska zu Mike Ploog – von Fabbri zu einem Zeichner-Team: Paco Medina und Adrian Sibar. Ploog war ein Könner auf dem Niveau der Warren-Horrorcomics, Medina und Sibar sind mit ihrem effektvollen, kantigen Stil Epigonen von Walter Simonson, der wiederum auf den Schultern von Jack Kirby steht. Der Zeichenstil wechselt bei Medina und Sibar allerdings auf 65 Seiten wenigstens zweimal. Wer für welche Seiten verantwortlich ist, bleibt ungeklärt. Gelungen sind den beiden auf jeden Fall ausdrucksvolle Affen- und manchmal auch Menschengesichter, die sich ziemlich der Karikatur annähern. Erzählt wird mit großem Pomp eine dann doch eher schlichte Story zwei Generationen nach Burton. Die Herrscher der Affenstadt kämpfen gegen Affen-Partisanen, die von einem Menschen angeführt werden. Enthüllt wird dabei die Identität der „Gesandten“ Shiva, eines höchst unsympathischen weiblichen „Falken“ auf Seiten der Affenstadt. Sie ist nämlich großmütterlicherseits ein Mischling aus Gorilla und Schimpanse (man meint zudem auch menschliche Züge an ihr zu entdecken), was ihre ethnischen Säuberungen nicht glaubwürdiger macht. Und am Ende stoßen die Truppen der Affenstadt auf ein menschliches Raumschiff, eben jenes, mit dem die Menschen einst auf den Planeten der Affen gekommen sind. „Und was jetzt“, fragt einer der Affen. „Nichts. Wir waren nicht hier. Dieser Ort existiert nicht“, entgegnet der Affengeneral. Warum eigentlich? Weil die Gesandte hier umgekommen ist? Weil die Affen die menschliche Technik nicht bedienen können? Oder gar, weil den in den Sonnenuntergang reitenden Affen irgendein Dialog zwischen die spitzen Eckzähne geschoben werden mußte? Dürftige Stories, grafisch exzellent umgesetzt – der Band ist nicht dazu angetan, meine Vorurteile gegen neue Superheldencomics zu zerstreuen. Im Gegensatz zur Williams-Serie fehlt hier übrigens jegliche Numerierung. Einem zweiten Band hat man wohl bei Generation keine Verkaufschancen eingeräumt. aa
 
„Maddrax“-Rollenspiel
Der Bastei-Verlag bietet im Internet ein Rollenspiel zu seiner erfolgreich gestarteten Fantasy-Serie „Maddrax“ an (siehe auch unsere Rezension in PLOP # 58). Es läßt sich per Acrobat Reader kostenlos unter folgender Adresse herunterladen: www.bastei.de/mx-rpg.zip. Dort stößt man auf die komprimierte Fassung des 242-seitigen Rollenspiel-Handbuchs. Verfaßt hat es der Profi-Rollenspieler Uwe Simon. Die Illustrationen – deshalb könnte die Sache für den einen oder anderen PLOP-Leser von besonderem Interesse sein – stammen von dem „Menschenblut“-Hauszeichner Jürgen „Geier“ Speh. aa