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Anmerkung: Das da unten sind alte Comic-Besprechungen die im Comic Fanzine 'Plop' erschienen. Die meisten sind von Andreas Alt ('aa') verfasst. Natürlich sind die Angaben nicht mehr gütig, Hefte vergriffen, Zeichner umgezogen, Währung geändert etc. Aber für den einen oder anderen vielleicht ganz interessant hier zu schmökern...

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Plop 72
Besprechungen



Moritz von Wolzogen: Selbstunfall. 32 Seiten, s/w, DIN A 4, 3 Euro. Amigo Press, Moritz von Wolzogen, Im Kirschenwäldchen 2 A, 60437 Frankfurt/Main
 
Schon ein erhebendes Gefühl, wenn man einen Comic fertig gezeichnet hat. Und ich kenne auch den Wunsch, wenn es vielleicht fünf oder sechs fertige Comics sind, die zusammen zu veröffentlichen. Viele machen das dann auch. Das Heft, das dabei entsteht, hat meist etwas von einer Präsentationsmappe: Hier die maßgeblichen Teile meines bisherigen Werks! So ist das auch mit „Selbstunfall“ (der Titel bleibt mir rätselhaft): Ein repräsentativer Querschnitt durch Moritz von Wolzogens veröffentlichte und unveröffentlichte Arbeiten, acht Comics und eine Reihe von Einzelgrafiken. Eines interessieren ihn augenscheinlich besonders: der Einbruch des Phantastischen in den Alltag. Und er liebt Literatur und Kunst (gut zu sehen an seiner Story „Bookfair Zero Four“ über die Frankfurter Buchmesse). Vielleicht liegt ihm das im Blut, denn er ist ein Nachfahr der Henriette von Wolzogen, die einst dem angehenden Dichterfürsten Friedrich Schiller auf seiner Flucht aus dem Fürstentum Württemberg Unterschlupf gewährte (wegen Einzelheiten müßte er allerdings seinen Vater fragen, sagt er auf Nachfrage). Zeichnerisch sind die versammelten Beiträge sehr unterschiedlich, wenngleich – wie auch schon in PLOP zu sehen – Moritz auf jeden Fall ein großes Talent ist. Comics wie „Der Blitz“ oder „The Tram“ sind aufwendig gestaltet, andere eher flüchtig hingeworfen – sogar unter Verzicht auf Inking, woraus der Autor noch einen kleinen Gag bastelt. Tendenziell zeichnet Moritz gern filigrane Figuren und Hintergründe in große Panels. Er verwendet zum Teil Funnyfiguren, nähert sich aber auch realistischen Menschentypen an, die allerdings meist superschlaksig verschlankt sind. Einige Male ist Moritz ja auch schon in PLOP aufgetaucht. Man muß nun abwarten, ob aus diesem Magazin noch etwas wird. Der Herausgeber selbst hat sich dazu noch nicht geäußert. Wird es eine zweite Ausgabe geben? Dann auch mit Gastbeiträgen? Oder soll es bei einer Präsentationsmappe bleiben? Abwarten.
 
König Lü. Q.: Dieser König braucht ein Land (Januar 2005). 32 Seiten, s/w, DIN A 5. Lukas Mannhart, Dornacher Straße 151, 4053 Basel
 
Lukas Mannhart alias König Lü. Q. bewahrt seine selbst gestalteten Comics und Cartoons offenbar nicht allzu sorgfältig auf. Bei einer „Putzaktion“ in seinem Zimmer stieß er auf rund 25 Blätter, die nach seiner Erinnerung in den vergangenen eineinhalb jahren entstanden sind und die er nun zu einem Heft zusammenfaßte. Da der Schweizer auch öfter in PLOP vertreten ist – vielleicht erinnert Ihr Euch noch an „Gemüse, das es so nicht gibt“ oder das denkwürdige Match FC Porto gegen FC Bordeaux, dessen Darstellung auf große Resonanz gestoßen ist – brauche ich hier nicht ins Detail zu gehen. Lukas pflegt in allen seinen Arbeiten den für ihn typischen absurden Humor.
 
Zomi Parade # 57. 32 Seiten, s/w, DIN A 5, im Tausch gegen Beiträge oder andere Fanzines. Gerd Bonau, Gabelsberger Straße 14, 24148 Kiel
 
Auf diese Sonderausgabe von cOMIc hat „Zack“ bereits hingewiesen. Kein Wunder, denn hier sind 14 einseitige Hommagen an klassische Zack-Helden versammelt. Schön, auch ein gewaltiger Hulk hat sich daruntergeschummelt, der es meines Wissens nie ins Zack geschafft hat. Ansonsten haben wir es mit Tunga (gleich zweimal), Andy Morgan, Dan Cooper, Bruno Brazil, Luc Orient und ähnlichen Charakteren zu tun. Alle wurden liebevoll ein wenig verfremdet und parodiert. Als in den 70er Jahren nur sporadischer Zack-Leser habe ich mit der Zuordnung einzelner Serientitel wie „Jan Svenssen“ und „Lecka“ meine Schwierigkeiten, was aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan hat. Die Onepager stammen von Gerd Bonau selbst, Oliver Gfeller, Bernd Teuber, Rudolph Perez und einem gewissen Urquhart. Schöner wäre die Ausgabe gewiß geworden, wenn Gerd nicht Beiträge dazwischengestreut hätte, die in jede andere cOMIc-Ausgabe passen. Sogar seine typischen Kürzestrezensionen sind auf zwei Seiten vertreten. Stattdessen ein paar Artikel über Zack oder über die Entstehungsgeschichte der Hommage, und das Heft wäre in meinen Augen perfekt gewesen.
 
cOMIc # 58. 20 Seiten, s/w, DIN A 5, im Tausch gegen Beiträge oder andere Fanzines. Gerd Bonau, Gabelsberger Straße 14, 24148 Kiel
 
Hier nun wieder ein cOMIc, wie wir’s gewohnt sind. Beiträge, die überwiegend von skurrilem Humor geprägt sind, kommen von Bernd Teuber, Oliver Gfeller, Jan Prose, Teresa Camara Pestana und anderen.
 
Bat: Raven. 52 Seiten, s/w, DIN A 5. Olaf Bathke, Paul-Dölz-Straße 18, 25832 Tönning
 
Olaf Bathke haut solche Comics wohl in Menge raus. Ich habe keinen genauen Überblick über sein Schaffenspensum – auch wenn er ihn mir in Abständen immer wieder mal zu vermitteln versucht -, aber er zeichnet wohl wirklich sehr viel. Sein einfacher, ziemlich schematischer Zeichenstil kommt ihm dabei durchaus entgegen, aber er hat jedenfalls eine Menge zu erzählen. Auch inhaltlich gibt es einen Bat-Stil. In seinen Comics geht es immer wieder um Freundschaften und Vertrauen. Einerseits ist er bei der Schilderung von Gefühlen sehr genau, fast realistisch. Andererseits wirken seine Geschichten dann doch immer reichlich unwirklich, weil bei ihm Fremde immer sehr schnell zu Freunden werden und dann wie Pech und Schwefel zusammenhalten. Im vorliegenden Heft geht es um eine junge Herumtreiberin namens Raven, die bettelarm ist, sich aus Mülltonnen ernährt und aus Not auch schon mal ihren Körper verkauft. Raven rempelt auf der Straße die offenbar deutlich ältere Quinie an, und fortan sind die beiden unzertrennlich. Quinie bietet Raven ein Zuhause und mütterliche Hilfe. Am Ende ist Raven wieder in die Gesellschaft integriert, wenn auch immer noch etwas unkonventionell. Sexuelle Details kommen bei Bat mit der größten Selbstverständlichkeit vor, wobei das nie pornographisch wirkt. Die Comics von Bat haben fast nie einen Spannungsbogen oder eine Message. Aber die liebevolle Schilderung seiner Figuren spricht mich doch immer wieder an.
 
Bildstörung # 10. Zeitschrift für frische Worte und Bilder. 48 Seiten, s/w, DIN A 5, 3,50 Euro. Roman Castenholz, Triftstraße 47, 53919 Weilerswist
 
Das Interessanteste an diesem Magazin ist eigentlich die Wahrnehmungsweise und das Kulturverständnis seines Herausgebers. Letzteres ist insgesamt elitär, aber Teil der Pflege des Gehobenen (Gedichte, abstrakte Grafiken) ist hier, daß auch Comics dazugehören. Die sind dann eben auch Hochkultur. Auch die Schlagersängerin Alexandra wird in einem Aufsatz zu den Weihen des Feuilletons erhoben, eine Carl-Spitzweg- und eine Robert-Crumb-Ausstellung in einem Überblicksartikel beleuchtet. Der Schriftsteller Kurt Vonnegut jr. bediente sich bei einigen seiner Romane des Kunstgriffs, den Text durch Science-Fiction-Elemente anzureichern. Dies sollte die schweren Themen, die er behandelte, leichter machen. Ich muß an Vonnegut denken, wenn ich „Bildstörung“ durchblättere, aber in diesem Fall soll im Gegenteil alles bedeutungsvoller und ernster gemacht werden. „Bildstörung“ ist auf jeden Fall eine Publikation, die aus dem Rahmen fällt, eine anregende Lektüre.
 
Hammerharte Horrorschocker # 3 (Oktober/November 2004) und 4 (Winter 2004/05). 32 Seiten, farbig, Comicbookformat, 3,90 Euro. Weißblech Comics, Am Hang 9, 24223 Raisdorf. www.weissblechcomics.com
 
Die neuesten Ausgaben von Levin Kurios Kiosk-Magazin. Ich muß gestehen, ich habe noch immer ein etwas komisches Gefühl, wenn ich die Hefte zwischen dem Material von Panini, Bastei oder den Mosaik-Heften auftauchen sehe. Aber der Durchschnittskunde weiß natürlich nicht, daß die Horror-Schocker aus Fanzines hervorgegangen sind. Jedenfalls sind die Verkaufszahlen offensichtlich nicht so schlecht, daß die Hefte wieder ausgelistet werden müßten. An die alten Zeiten erinnert den Insider, daß der „Verleger“, als den sich Levin ja so gern stilisiert, noch immer kräftig mitzeichnet, was er zweifellos auch ganz gut kann. Aber seine kaufmännischen Aufgaben dürfen darunter nicht leiden. Man tut aber auch etwas dafür, den kreativen Part den richtigen Leuten zu übertragen. Neben Roman Turowski und Rainer F. Engel, die Levin schon seit langem unterstützen, ist in # 3 auch Klaus Scherwinski an Bord, der vor einigen Jahren mit der Miniserie „Kopeck“ schon Profiambitionen erkennen ließ. In # 4 ist sogar ein Ami vertreten: Jon Proctor kannte ich zwar bisher nicht, aber man nimmt ihm sofort ab, daß er sonst für DC arbeitet. Und auch Till Lenecke (PLOP-Lesern nicht unbekannt) steuert einen profimäßigen Beitrag bei. Wenn das so weitergeht, kann aus dem Magazin noch ein wirklicher „Schocker“ werden. -aa
 
Weißblechs weltbeste Comics # 14. Dämonika. Die Braut des Bösen (Oktober 2004). 28 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 3,90 Euro. Weißblech Comics, Am Hang 9, 24223 Raisdorf
 
Weißblech versucht sich nun auch an heftlangen Geschichten, aus denen vielleicht sogar Heftserien werden könnten. Vampirin Dämonika, eine Schöpfung des in PLOP wohlbekannten Peter Schaaff („Heribert“, „Neuland“), kann ihr Vorbild Vampirella nicht verleugnen. Ganz so lasziv wie die einstige Warren-Heldin kriegt Peter sie zwar nicht hin, aber er versetzt sie dafür in eine muntere Action-Handlung, die er trotz seines rationellen Zeichenstils grafisch angemessen umsetzt. Mehrmals muß Dämonika ihre zarte Haut vor Rattenwesen, Wolfsmenschen und reitenden Leichen in Sicherheit bringen. Man spürt die Einflüsse der tausenden Computer- und Rollenspiele, die Peter hinter sich haben dürfte. Für eine angehende Serie ist die Story ziemlich abgeschlossen. Hier wird auf keine Fortsetzung neugierig gemacht. Aber eine Fortsetzung und vor allem Fortentwicklung dieses Heroic-Fantasy-Epos wäre ich schon neugierig. Mal sehen, was die Verkaufszahlen sagen. -aa
 
XXX Comics # 2 und 3 (März / Dezember 2004). 40, bzw. 36 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 4, 6,80 Euro. Weißblech Comics, Am Hang 9, 24223 Raisdorf
 
Schon in den alten Koma Comix sind Levin Kurio und seine Mitstreiter manchmal nur knapp am handfesten Porno vorbeigesegelt. Aus Angst vor drohendem Ärger haben sie aber letztlich doch die Finger davon gelassen. Inzwischen weiß Levin offenbar, wie man Trouble vermeidet. In den XXX Comics (diesmal erstaunlicherweise nicht mit „x“, dafür mit dem Hinweis „Nur für Erwachsene“) darf nun der Wikinger Harald Hoden so richtig die Sau rauslassen und Sternenhure Bella Star mit Hingabe ihrer schweißtreibenden Beschäftigung nachgehen. Die grafische Qualität wird bei den Produkten von Levin Kurio ja generell immer besser. Das gilt auch für XXX, wo neben dem Verleger unter anderem Roman Turowski, Rainer F. Engel, Peter Schaaff und Rastaman Mo Rita T (siehe PLOP # 65) den Zeichenkarton bearbeiten. Mit dem großen Format knüpft Weißblech an den wohl leider nicht so erfolgreichen „Schwarz-Weiß Comickult“ an. Im übrigen handelt es sich um dieselbe Art Weißblech-Trash wie eh und je. Was im Porno-Metier kein Fehler ist. Denn durch die dick aufgetragene Groteske und den monströsen Humor werden die unvermeidlichen Stereotype des Genres erträglicher, teilweise richtig unterhaltsam („Wie, da war eine hübsche Saurierdame? Oh, ihr Männer seid doch alle gleich!“). -aa
 
Gunnar Saeckler: Schottenwitze für Jung und Alt (September 2004). 24 Seiten, s/w, DIN A 5. Münzzeit Verlag, Gunnar Saeckler, Wolfshagen 5, 20535 Hamburg
 
Im Vorwort erläutert der Autor erschöpfend, wie dieser Band zustande gekommen ist: Also, Gunnar Saeckler mag keine Schottenwitze (zum Beispiel: „Wenn Sie in Ihrer Zeitung weiter Schottenwitze abdrucken, dann ist es die längste Zeit gewesen, daß ich mir Ihre Zeitung ausleihe!“). Aber er scheint doch nicht umhin zu kommen, sich mit dieser Witzgattung auseinanderzusetzen. Um sie etwas erträglicher zu gestalten, hat er lauter verrückte Szenen mit Phantasiewesen und psychedelischen Interieurs gezeichnet und die Schottenwitz-Dialoge dort hineinmontiert. Tja, also eher ein Fanzine für die Freunde des Besonderen. Seine Suspense-Story „Das Ende der Unschuld“ von 2002 (siehe PLOP # 66) hat mir ehrlich gesagt besser gefallen.
 
Hüftschwung. Ein Magazin für Geschichten # 2. 64 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 5, 5 Euro. Marion Müller, Kempener Straße 31, 50733 Köln
 
Geblieben sind die Leerseiten zu Beginn und am Ende des Hefts, die es ein wenig wie ein richtiges Buch erscheinen lassen. Wiederum ist es auch eine Mischung aus eigenen Comics von Marion Müller und Gastbeiträgen, ein paar mehr als in der ersten Ausgabe. Auch wenn sich der Stil der Comics der Kölnerin eigentlich nicht geändert hat, würde ich ihn diesmal anders charakterisieren. In PLOP # 69 behauptete ich, die Geschichten beschrieben „elliptisch, aber ziemlich konkret Situationen ihres Lebens und ihre Gefühle“. Inzwischen bin ich nicht mehr so sicher, ob Marion Müller da ihr Leben beschreibt, denn da gibt es einen deutlichen Hang, diese Situationen poetisch zu verdichten, zu verfremden, zu überhöhen. Das ist schon etwas merkwürdig und gewöhnungsbedürftig, aber ich habe mich dann doch in diese Comicwelt hineinziehen lassen. Die Comics von Britta Gorski, Jule Kruschke und auch Klaus Cornfield (hier mal nicht schweinisch) passen gut dazu. Die verstreuten Onepager von Petrik Niswand sind dagegen schon ziemlich eigen. Der Rest sind Texte von Anne Otto, Piet Fuchs, Julia Willmann und Edwin N. Kubetat, die sich in einer Storyanthologie nicht verstecken müßten. Gedichte diesmal Fehlanzeige, aber ich denke, das läßt sich verkraften.
 
Chnusper Comics # 8. 28 Seiten, s/w, DIN A 5, 2 Euro. Oliver Gfeller, Bohrerhofstraße 10, CH-4123 Allschwil. oli-gfeller@gmx.ch
 
Herausgeber Oliver Gfeller versammelt in seiner aktuellen Ausgabe teils hochkarätige Beiträge, für die Namen wie Moritz Stetter, Jan Prose, Teresa Camara Pestana oder Wittek (allerdings wieder mal mit einem schon x-mal abgedruckten Comic) bürgen. Mir bisher unbekannt – oder noch nicht aufgefallen – waren bisher Nara Pfister und Serge, was sich nun aber unbedingt ändern muß. Auch die Illustration von Cirk sieht ganz vielversprechend aus. Oliver hat auch Rezensionen und Leserbriefe im Heft, mit dem man jetzt zunehmend rechnen muß.
 
Der Frosch / Gib mir Wasser. 32 Seiten, s/w mit Farbdruck auf dem Cover, DIN A 5, 3 Euro. Radek Matuszak, Langenfelder Damm 18, 20257 Hamburg
 
Könnt Ihr Euch an die Besprechung von „Häschen torkelt“ im letzten Heft erinnern? Nach demselben Muster haben Radek und sein Freund Kenichi Kusano (genannt Ken) ein zweites Heft zusammengestellt. Wieder ist der Teil Radeks eine Sammlung von kürzeren Comics und Einzelgags, während Ken in „Gib mir Wasser“, einem 14seitigen Comic, eine phantastische Wüsten- und Unterwasserszenerie gestaltet. Erneut kann man das Heft von beiden Seiten her zu lesen beginnen. Zu einer echten Zusammenarbeit haben sich Radek und Ken noch nicht entschließen können. Dafür ist ihr Zeichenstil wohl auch zu unterschiedlich.
 
Johandson: Chemical Comix # 1. 16 Seiten, s/w, DIN A 6. Johandson, Rua 13, No 67, CEP: 21750-000, Rio de Janeiro _ RJ, Brasilien
 
Endlich mal ein brasilianisches Fanzine, das ich lesen kann. Denn Johandson erzählt seine Geschichte erfreulicherweise auf Englisch. Das kleine Heftchen enthält nur einen, mit 14 Seiten recht umfangreichen Comic. In „Chasing Love“ wird im Undergroundstil die turbulente Suche zweier Freaks nach wahrer Liebe geschildert, die noch durch die versprochene Belohnung von 10 000 Dollar angeheizt wird. Die Story ist durchgängig schön komponiert und wirklich witzig. Selbst einen passenden Schluß hat der Zeichner zustande bekommen. „Chasing Love“ ist zwar kein herausragendes Meisterwerk, aber doch ein sehr viel besserer Comic, als man in einer so unscheinbaren Publikation erwarten würde. Der Sinn des Hefttitels hat sich mir nicht erschlossen. Da Johandson Popfan ist, wollte er möglicherweise auf die „Chemical Brothers“ anspielen. Aber ich kann mich auch irren.
 
QI # 69, 70 und 71. 24, bzw. 20 Seiten, s/w, DIN A 5. Edgard Guimaraes, Rua Capitao Gomes, 168, Brasopolis MG 37530-000, Brasilien
 
Drei weitere Ausgaben des langlebigen brasilianischen Fanzines, in dem vor allem Fanzines aus aller Welt zusammengetragen werden. In der Ausgabe 69 wird zudem unter anderem ein Künstler namens Gustave Verbeek vorgestellt. In der Ausgabe 70 sind ebenfalls längere Textpassagen enthalten. Edgards Fortsetzungscomic taucht daher nicht auf. Vielleicht ist er auch inzwischen abgeschlossen – ohne Sprachkenntnisse ist das nicht so einfach nachzuvollziehen. In Ausgabe 71 wird offenbar zur Teilnahme an einem Comic-Publikumspreis aufgerufen. Aufgefallen sind mir noch Vignetten, die seltsame deutsche Sinnsprüche enthalten („Glücklich allein die Seele, die liebt“). Zu einem deutschsprachigen Comicfan in Brasilien habe ich allerdings bisher noch keinen Kontakt bekommen. -aa
 
Underdog # 10. Mit beigelegter CD. 72 Seiten, s/w, DIN A 5, 2,50 Euro. Fred Spenner, Narzissenweg 21, 27793 Wildeshausen. www.underdogfanzine.de
 
Die CD bietet wieder einmal gute Rockmusik aus dem Punk-Bereich und -umfeld, wenn auch von – diesmal acht – eher unbekannten Bands aus dem deutschsprachigen Raum. An einem Musikfanzine ist eigentlich die mitgelieferte Musik das Wichtigste. Da wir uns aber mit PLOP nicht im Musikbereich bewegen, will ich trotzdem nun nicht die CD besprechen, sondern lieber noch ein wenig auf das Magazin eingehen. Es ist ein Punk-Fanzine, was natürlich eine Menge Plattenkritiken, Bandinterviews und Konzertberichte aus dieser speziellen Ecke bedeutet. Aber die Macher beschränken sich nicht darauf, sondern kümmern sich auch eingehend um politische Themen: Hartz IV, Rechtsradikalismus, Medien, ein Rückblick auf die Geschichte der Rote-Armee-Fraktion (RAF). Daß dieser Themenschwerpunkt auffällt, ist auch wieder ein Zeichen dafür, wie unpolitisch wir geworden sind. Aber natürlich ist Punk nicht nur eine Musiksparte, sondern beinhaltet eine politische Aussage (wie aktuell die noch ist, steht auf einem anderen Blatt – für die „Underdog“-Leute ist sie allemal noch aktuell. Was das Magazin ansonsten für uns interessant macht, sind die Comicbeiträge von Katrin Baumgärtner, Moritz Stetter und Frans Stummer. Und auch bei den Fanzine-Reviews wird die Comicszene ebenfalls mitbeleuchtet.
 
Exodus # 16. 64 Seiten, s/w, DIN A 4, 5 Euro. René Moreau, Schillingsstraße 259, 52355 Düren. www.sfflohmarkt.de
 
In der dritten Ausgabe nach einer Pause von mehr als 20 Jahren (siehe PLOP # 71) kommt in dieses Science-Fiction-Fanzine wieder richtig Leben. Man sieht die Szene, die in den 70er Jahren unter anderem dieses Magazin hervorgebracht hatte, hinter den Storys, Leserbriefen und redaktionellen Beiträgen immer deutlich durchscheinen. Dazu gehört auch der Bericht von Kurt S. Denkena („Fandom Observer“) von einer Episode um 1968, in der ein Jugendlicher ein „Atlan“-Heft am Kiosk klaut und dabei vor Aufregung das „Perry Rhodan“-Heft verliert, das er regulär gekauft hat. Und auch wenn es etwas makaber erscheint, gehören auch die ausführlichen Reaktionen auf den Tod des Autors Rainer Zubeil dazu, der in der SF unter dem Namen Thomas Ziegler bekannt war. Wer sich in der SF ein wenig auskennt, wird wissen, daß Ziegler ein erfolgreicher Buchautor und zeitweilig auch einer der „Perry Rhodan“-Schreiber war. Wer in der deutschen SF aber den Durchbruch zu den etablierten Verlagen geschafft hatte, konnte trotzdem weiter im Fandom aktiv sein. Im vorliegenden Heft tauchen unter anderem „Perry Rhodan“-Chefredakteur Klaus N. Frick und der bekannte Autor und Übersetzer Uwe Anton auf. Manche können vielleicht auch mit dem Namen des Illustrators Pierangelo Boog etwas anfangen, der ebenfalls an dieser Ausgabe mitwirkt. Für SF-Fans ist „Exodus“ eine äußerst interessante Publikation.
 
Neue Kostenlos-Magazine:
 
Wieselflink # 03/2004. 32 Seiten, farbig, DIN A 5. Wieselflink, Brokhauser Weg 32 c, 26160 Bad Zwischenahn. www.wieselflink.de
 
Comics & mehr # 46 (Herbst 2004). 32 Seiten, teilweise farbig, DIN A 4. MSW Medien Service, Linde 72, 42287 Wuppertal
 
Clamp: Lawful Drug # 1. Aus dem Japanischen von Claudia Peter, 12 mal 18 Zentimeter, ca 200 Seiten, 8 Euro. Carlsen
 
Manchmal könnte man meinen, das vierköpfige Zeichnerinnenteam Clamp zeichnet jeden zweiten Manga, der überhaupt veröffentlicht wird, denn immerhin ist "Lawful Drug" die bereits 15. Serie, die ins Deutsche übersetzt wurde, und mindestens zwei weitere Serien, dazu Artbooks und eine Magazinreihe sind im nächsten halben Jahr angekündigt. Der Erfolg ist erstaunlich, denn nüchtern betrachtet sind Clamp sicherlich keine überdurchschnittlich guten Zeichnerinnen. Tsubaki Nekoi, die diesen Band wohl gezeichnet hat (im Manga Preview 2004 wird sie Nekoi Mikku genannt), hat zumindest von Anatomie keinen Schimmer, und auch Hintergründe sucht man meist vergeblich. Wahrscheinlich ist das Arbeitspensum kaum anders zu bewältigen; aber es ist schon hanebüchen, daß Mangas, in denen die Köpfe viel zu klein sind, jeder ein dreieckiges Kinn hat und die Körper aussehen, als bestünden sie aus zusammengetackerten Besenstielen, zur Creme der Mangas gehören. Die Story von Ageha Ohkawa dümpelt anfangs vor sich hin, und man muß sich wirklich überwinden weiterzulesen. Nach einem Drittel aber kommen dann die ersten interessanten Ideen, und der Rest der Story ist wirklich packend. Es geht um einen gewissen Kazahaya Kudo, der Visionen hat, wenn er Personen oder Gegenstände berührt. Der 17-Jährige findet eine Wohnung und Arbeit bei dem mysteriösen Apotheker Kakai, der von Kazahayas Gabe weiß. Er hält ihn finanziell kurz, damit er merkwürdige „Extraaufgaben" erledigt. Bei diesen wird er stets von seinem Arbeitskollegen und Mitbewohner Rikuo begleitet, der ebenfalls über ungewöhnliche Kräfte verfügt. Leider können sich die beiden nicht ausstehen... Jo84
 
Stan Sakai: Usagi Yojimbo # 2. Ein stilles Mahl. 84 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbook-format, Softcover, 12 Euro. Schwarzer Turm
 
Zunächst eine Klarstellung: Daß der Verlag Schwarzer Turm nach Band 13 wieder mit der Veröffentlichung von Band 1 begonnen hat, bedeutet nicht, daß es kein neues Sakai-Material mehr gibt. Im Gegenteil – Verleger Mille versicherte mir, daß die Usagi-Serie erst zu einem kleinen Teil auf Deutsch veröffentlicht ist. Jedenfalls soll jetzt erstmal das Frühwerk – im Gegensatz zu Carlsen komplett – wieder zugänglich gemacht werden. „Usagi Yojimbo“, der Leibwächter Hase, erlebte seine damals überwiegend nur zehn Seiten langen Abenteuer noch als Gaststar im Magazin „Critters“. Hier wird man noch nicht gerade von der Originalität der Storys umgehauen – oft geht es Sakai nur um die möglichst effektvolle Inszenierung eines Showdowns, was ihm freilich mit großer Meisterschaft gelingt. Und man lernt einige wohl später wiederkehrende Charaktere kennen wie den blinden Schwertkämpfer Zato und Usagis Jugendliebe Marika. -aa
 
Robi / Toni Greis: Alraune # 1 bis 8. Je 28 bis 32 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 6,50 Euro. Schwarzer Turm
 
Nur für Erwachsene! Solche Comics mit „explizitem Material“ müssen an sich nicht besprochen werden, denn sie haben ihr festes Publikum – ungeachtet, ob sie Qualitäten über das Explizite hinaus besitzen oder nicht. Der Autor dieser Miniserie ist ein ausgewiesener Könner. Robi (das ist Rochus Hahn) hat zuletzt zusammen mit Sönke Wortmann das Drehbuch zu dem Kinofilm „Das Wunder von Bern“ geschrieben. Deshalb war ich neugierig, was für eine Geschichte er hier zusammen mit Zeichner Toni Greis („Menschenblut“) realisiert hat. Erste Beobachtung: Der Porno verbirgt sich hinter einer klassischen Horrorstory. Das Mädchen Dinah fängt sich auf einem Jahrmarkt aus Unachtsamkeit einen Fluch ein. Eine kleine Wunde in der Handfläche wirkt sich in unersättlicher Sexgier aus. Sie läuft aus ihrem Elternhaus weg und versucht, den Fluch abzuschütteln – was ihr, wie man sich denken kann, nicht so rasch gelingen will. Als sie verzweifelt ihrem Leben ein Ende setzen möchte, wird sie von einer geheimnisvollen Frau namens Magdalena gerettet. Magdalena kennt sich mit dem Okkulten aus und rät ihr, ihre Sexualität so intensiv wie möglich auszuleben, um den Fluch zu besiegen. In den Folgen 4 bis 6 sammelt Dinah Erfahrungen mit Tabledance, wirkt an einem Pornofilm mit und besucht ihren verhaßten Mathelehrer. Die Story dreht sich hier im Leerlauf, wobei Robi die Sache mit vielen stimmigen Details plastisch macht. Aber man hätte beliebig viele weitere Episoden anhängen können. Dann aber taucht der rote Faden wieder auf. Aus dem Riß in der Hand ist jetzt eine düstere Blüte geworden, die Alraune. Magdalena erkennt, daß ihr Rat falsch war. Glücklicherweise fällt ihr ein Zauber ein, der auch wirklich funktioniert. Happy End? Robi und Toni wenden sich jetzt noch dem Geheimnis von Magdalena zu. Sie hat, wie sich herausstellt, dem Teufel vor 700 Jahren ihre Seele verkauft und dafür ein langes Leben erhalten. Aber ihre Gefangenschaft ist ihr längst unerträglich geworden. Dinah stattet kurzentschlossen dem Teufel einen Besuch ab und entreißt ihm Magdalenas Seele („Männer sind so einfach“). In der Nacherzählung wirkt die Story fast komisch, das liegt aber nur daran, daß sie streng kalkuliert ist. Sie ist letztlich nur Vorwand. Deshalb ist es unwichtig, daß die Horrorelemente ziemlich konventionell sind. Das Problem ist vielmehr, daß die Story nicht über die insgesamt rund 240 Seiten trägt. Jenseits der expliziten Szenen – die Toni Greis zugegebenermaßen eindrucksvoll visualisiert – ist sie bald ziemlich langweilig. Aber (siehe oben) das dürfte das „Alraune“-Publikum kaum stören. -aa
 
Horst # 13. 32 Seiten, farbig, Comicbookformat, 5 Euro. Schwarzer Turm
 
Die Abenteuer des dauergeilen Hasen habe ich eine Zeitlang nicht mehr verfolgt. Die Hefte sind schon seit einer Weile durchgehend farbig. Nun sollen sie laut Ankündigung von Verleger Mille Möller bald auch an den Kiosk kommen. Dafür muß Horst dann wahrscheinlich seine ausgeprägte Promiskuität doch ein wenig zurückschrauben – aber mal sehen. „Horst“ muß bisher im Gegensatz zu „Alraune“ nicht altersbeschränkt vertrieben werden. Aber sicher darf der Comichändler die Hefte nicht neben der Micky Maus einsortieren, mit der sie auf den ersten Blick ja eine gewisse Ähnlichkeit haben. Vom Aufbau her bietet „Horst“ jetzt eine 16seitige Hauptstory und ein Sequel, das mit jeweils sieben Seiten über vier Ausgaben läuft. Aufgefüllt wird das Heft mit lustigen Onepagern von Alex McCartney, Leserbriefen und einem redaktionellen Teil. Den Leserbriefen ist übrigens zu entnehmen, daß daß Horst als typischer Single-Großstädter mit häufig wechselnden Bekanntschaften, aber doch irgendwie auf der Suche nach der „Richtigen“ den Nerv der Zeit zu treffen scheint. Die Leser erkennen sich und ihre Umwelt wieder, was sowohl Autor Robi als auch der detailreichen.Grafik von Geier zu verdanken ist. -aa
 
Jackpot Baby! # 2. 114 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, Softcover, 4 Euro. Jackpot Baby!, Postfach 101419, 04014 Leipzig
 
Die ehemaligen „Paranoid“- und „WackaWacka“-herausgeber verfolgen ihr Konzept zwischen Fanzine und Nischen-Kulturzeitschrift konsequent fort. Was sich geändert hat: Die Texte sind generell etwas kürzer. Die Bandinterviews (diesmal mit Superpunk, Stereophonics, Tele, Elbow und Malmzeit) sind etwas zurückgedreht worden oder zumindest großzügiger über den Band hinweg verteilt. Comics – außer von den Machern von Moritz Stetter, Sascha Thau, Fil und Stefan Dinter – wirken etwas dominierender. Plattenrezensionen fehlen diesmal, vielleicht auch weil das Label „Lado“ den Machern vorgeworfen hat, sie wollten doch nur kostenlose Platten und Konzertkarten abgreifen – was der Ernsthaftigkeit des Projekts keinesfalls gerecht wird. Es werden bloß Dinge „empfohlen“ – darunter auch Platten. Die persönliche Note an dem Magazin verleihen die Beiträge, die ich letztes Mal unter dem Stichwort „Lifestyle“ verschubladet habe. Also zum Beispiel: Guido Kawczynski erzählt, wie es Anfang der 90er war, einen Trabbi zu fahren. Christopher Tauber untersucht, wie Comiczeichner im Film dargestellt werden und vergleicht sich selbst mit ihnen. Sandra Stern schwärmt von der britischen Soap „Eastenders“. Und so weiter. Würde mal gern wissen, wie gut sich Jackpot Baby! verkauft. Die erste Ausgabe lag ja auch in zahlreichen Berliner Buchhandlungen herum (vermutlich bekommt Christopher Hilfe von seinem Cousin Jens Neumann, einem Mainzer Verleger). Aber ob ein solches Crossover funktioniert, ist wohl noch eine ungeklärte Frage. -aa
 
Xoomic # 10 (Dezember 2004). 64 Seiten, teilweise farbig, 20 mal 27 Zentimeter, 5,80 Euro. Frank Kemter Verlag, Nürnberger Straße 111 A, 90762 Fürth. www.xoomic.de
 
Ein Mitarbeiter warnt Herausgeber Frank Kemter in dieser Ausgabe, daß sein Magazin Xoomic die Unabhängigkeit verlieren könnte, nachdem er jetzt auch mit der Veröffentlichung von Comicalben begonnen hat. Bedenklicher erscheint mir, daß der in der vorherigen Ausgabe begonnene Comicteil noch ausgedehnt wurde. Nichts gegen Laska Comics, aber 18 Seiten „Der Golem“ (zuzüglich zwei Comicseiten von Michael Schulz) haben in einem Sekundärmagazin nichts zu suchen. In der Folge sind die internationalen und nationalen News auf zusammen drei Seiten zusammengeschrumpft. Auch zwei Seiten für den Marvel-Zeichner Gene Colan sind mir eindeutig zu wenig. Ausführliche Berichte sind zu finden über „Spirou“ nach der Ära Franquin, über die Melzer-Neuausgabe von „Prinz Eisenherz“ und über den Schweizer Zeichner Massimo Milano („Vallat“). Die Werkschau ist dem Kanadier Seth gewidmet. Xoomic sollte den Kurs wieder in Richtung mehr Informationen und mehr Text korrigieren. -aa
 
Comic! Jahrbuch 2005. 228 Seiten, s/w mit Farbumschlag und farbigem Anzeigenteil, Albumformat, 15,25 Euro. Interessenverband Comic e.V. (ICOM), Danneckerstraße 12, 70182 Stuttgart. www.comic-i.com
 
Es gibt zur Zeit im deutschsprachigen Raum kein vergleichbares Sekundärwerk über die internationale Comicszene (sowie über die Bereiche Cartoon, Illustration und Trickfilm). Möge ICOM-Vorsitzender Burkhard Ihme die Mühe, einen solchen Band zusammenstellen, noch lange auf sich nehmen. Beim aktuellen Band hat die Druckerei versehentlich zu dünnes Papier verwendet. Ich habe Burkhard zunächst gesagt: Ein Laie merkt das doch überhaupt nicht! Aber als ich jetzt gerade im Stapel nach dem Jahrbuch suchte, um es zu besprechen, habe ich es nicht gleichgefunden, denn der Band hätte nach meiner Erwartung deutlich dicker sein müssen... Weniger Umfang bedeutet jedoch in diesem Fall nicht weniger Seiten. Im Gegenteil handelt es sich um eine geballte Ladung Information. Die Artikel sind diesmal nicht zu einem Dossier gebündelt, sondern nach den Rubriken „Form und Inhalt“, „Comicszene“, „Atelierbesuch“ (unter anderem bei Volker Sponholz und im Berliner Studio „Tooncafé“) und „Sekundärliteratur“ sortiert. Unter „Comicszene“ werden auch die vergangenen 20 Jahre Comicsalon Erlangen (erstmals veranstaltet 1984) resümiert. Hinzu kommen natürlich aktuelle Marktberichte aus USA, dem frankobelgischen Raum, den Niederlanden, Dänemark und Spanien (wie beim letzten Mal nicht aus Deutschland). Sehr breiten Raum nehmen traditionell Interviews mit und Porträts von den Gewinnern der ICOM Independent Comic Preise ein. Darunter waren im vergangenen Jahr Uli Oesterle und Mawil sowie das Internetmagazin „Inkplosion“ und die Internet-Plattform „Comicforum“. Am Ende gibt es noch einen kleinen Trickfilm-Teil. Wenn man das alles gelesen hat, dann hat man einige tiefe Einblicke in die internationale Comicszene gewonnen, wie sie so nirgendwo sonst geboten werden. Vielleicht fehlt ein Beitrag über die wichtigsten Comic-Publikationen des Jahres (so etwas könnte nach meiner Einschätzung zum Beispiel Gerhard Förster schreiben). Ansonsten bleiben keine Wünsche offen. -aa