(Plop Online Comics, hier klicken)  
Anmerkung: Das da unten sind alte Comic-Besprechungen die im Comic Fanzine 'Plop' erschienen. Die meisten sind von Andreas Alt ('aa') verfasst. Natürlich sind die Angaben nicht mehr gütig, Hefte vergriffen, Zeichner umgezogen, Währung geändert etc. Aber für den einen oder anderen vielleicht ganz interessant hier zu schmökern...

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Plop 75
Besprechungen




Sprühende Phantasie # 21. 48 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 4, mit beigefügtem Piccolo, 5 Euro. Jo Guhde, Königstraße 33, 32423 Minden. Sp-jo84@t-online.de
 
In dieser Ausgabe sticht der Comic „Tunnelkrieg“ von Maikel Das hervor. Diese „Weird War Story“ aus Vietnam ist der einzige ernste Comicbeitrag im Heft. Vor allem aber ist ihm eigentlich das Erscheinen der Ausgabe überhaupt zu verdanken, denn der Autor hat durch eine Spende den (Kopier-)Druck mitfinanziert. Jo Guhde hatte nach eigener Aussage die Druckvorlagen mehr als drei Jahre lang fertig in der Schublade, konnte aber den Druck nicht bezahlen. Das wirft ein grelles Schlaglicht auf die Situation der Fanzineherausgeber. Ein Draufzahlgeschäft ist es fast immer. Den Machern ist es das normalerweise wert, und sie können es sich normalerweise eben auch leisten. Ein weiterer Schwerpunkt im Heft ist ein Interview mit dem Neuseeländer Chris Knox, der nicht nur als Comiczeichner, sondern auch als Rockmusiker („Tall Dwarves“), Schriftsteller und Maler aktiv ist. Jo hat Arbeiten von ihm schon vor einigen Jahren in seinem Magazin veröffentlicht. Der Rest des Materials stammt überwiegend aus Jos Freundeskreis, von Wittek, Oliver Ferreira, Till Lenecke, Rainer Baldermann, Holger Bommer, den Dinters und den Nachwuchskräften Radek Matuszak, Moritz Stetter und Arne Auinger. Darunter sind drei auf Comicfestivals entstandene Jam-Comics, die diesen Freundeskreis-Charakter besonders betonen. Zugleich deutet das darauf hin, daß Jo möglicherweise die Suche nach neuen und übersehenen Talenten weitgehend eingestellt haben dürfte. Trotzdem wird man sich auch über die nächste Ausgabe sehr freuen, denn deren Erscheinen wird wiederum ziemlich fraglich sein.
 
Das sagte Nuff! # 1 bis 3. Je 48 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 7 Euro plus Porto. Daniel Wamsler, Pfarrer-Vogt-Straße 18, 73529 Schwäbisch Gmünd. Jakubkurtzberg@web.de
 
Die Ära der Williams-Superheldencomics habe ich wohl in genau dem richtigen Alter mitbekommen. Als Klaus Recht und seine Redaktion 1974 mit der chronologisch richtigen Veröffentlichung der Marvel-Comics begannen, war ich neun Jahre alt, und als „Die Spinne“ als letzter Titel dieser Reihe 1979 eingestellt und durch die poppigen Condor-Ausgaben ersetzt wurde, war ich 14. Damit bin ich wohl ein idealer Zielgruppen-Vertreter des Fanzines „Das sagte Nuff!“, auf das ich im letzten Heft schon mal kurz hingewiesen habe. Bisher gab es über den Williams Verlag nur wenige Infos. (Ein bißchen was findet man im Internet.) „Nuff!“ bringt auf jeden Fall das bisher umfangreichste Material. Herausgeber Daniel Wamsler schafft es, Kindheitserinnerungen zu wecken, aber er läßt dennoch bisher viele Wünsche offen. Ich glaube, die meisten Leser lieben die Williams-Comics vor allem deshalb, weil die Redaktion sie nach US-amerikanischem Vorbild direkt ansprach, einbezog und eine Pseudo-Nähe herstellte. Das gab es damals in der deutschen Comic-Landschaft kaum. Deshalb würde der Leser natürlich das gern nachholen, was er in den 70er Jahren nicht konnte: mal wirklich hinter die Kulissen dieses Verlags schauen. Das ist aber nicht so einfach. Die einstige Chefredakteurin Kirsten Vogel (Isele) will sich zum Beispiel wohl nicht mehr befragen lassen, Redak-teur und Übersetzer Hartmut Huff ist verschwunden. Aus dem, was machbar ist, macht Daniel Wamsler aber eindeutig zu wenig. In Nuff # 1 und 2 interviewt er Wolfgang J. Fuchs, der in der Frühphase Marvels übersetzt hat. Aber Fuchs weiß über Interna der Redaktion nur sehr wenig. Nach dem, was Fuchs zu Williams sagen könnte, also zu den Übersetzungsaufträgen und -bedingungen, fragt er aber nicht präzise genug. In Nuff # 3 folgt ein Interview mit Gene Colan, einem amerikanischen Zeichner, der in den frühen 60er Jahren zu Marvel stieß. Colan ist eine Schlüsselfigur und könnte über die Frühzeit des New Yorker Verlags eine Menge erzählen. Etwa: Wie seine Zusammenarbeit mit Redakteur Stan Lee funk-tionierte, wie die Arbeitsbedingungen Mitte der 60er Jahre aussahen, wie er seinen markanten Zeichenstil entwickelt hat. Daniel Wamsler begnügt sich aber mit einem kurzen, sehr oberflächlichen Gespräch. Da ist für ein angekündigtes Interview mit Wolfgang M. Biehler, Redakteur beim Bildschriftenverlag, aus dem Williams hervorging, und späterem Condor-Chefredakteur nicht viel Gutes zu erwarten. Bevorzugt geht es in den Nuff-Beiträgen um Veröffentlichungsmodalitäten einzelner Comicserien von Williams und seinem Umfeld. Solche Dinge interessieren möglicherweise Sammler, aber einen einstigen Fan wie mich erst in zwei-ter oder dritter Linie. Es bleibt dennoch ein gro-ßes Verdienst, daß Daniel Wamsler beinahe im Alleingang die mühsame Aufarbeitung der Williams-Geschichte angeht. Er ist zudem ein sehr verläßlicher Herausgeber, der Ausgaben dann herausbringt, wann er sie angekündigt hat. Aus „Nuff“ wäre mehr zu machen, und ich wünsche dem Projekt, daß das wirklich geschieht.
 
Panel # 25. 84 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 3 Euro. Panel e. V., Postfach 102665, 28026 Bremen. Panel@web.de
 
An diesem Heft gibt es nicht viel auszusetzen. Wer rund 80 Seiten qualitativ hochwertige Independentcomics (unter anderem von Ulf K., Hannes Neubauer, Rautie, Markus Grolik und dem mir bislang nicht bekannten Michael Meier) für 3 Euro bietet, hat schon mal fast alles richtig gemacht. Zwei Dinge hätte ich trotzdem zu bekritteln: Die vorhergehende Ausgabe hatte ich schon in PLOP # 71 im Herbst 2004 besprochen. Sofern die Gründe für die lange Pause nicht im persönlichen Bereich von Redaktionsleiter Bert Dahlmann liegen, kann eine so sporadische Erscheinungsweise dem Magazin nur abträglich sein. Daneben stört mich, dass abgesehen von einigen Rezensionen und einem routinierten Vorwort redaktionelle Beiträge fehlen, die gerade einer Jubiläumsausgabe nicht schlecht angestanden wären. (Ziemlich wolkig wird ab der nächsten Ausgabe ein neues Konzept angekündigt.) Dennoch: ein großes Lesevergnügen für wenig Geld – hoffen wir, daß das nächste Heft wieder mehr bietet als einen Haufen Comics.
 
Panik Elektro # 3. Lovestories. 292 Seiten, teilweise farbig, Comicbookformat, 18 Euro. Schwarzer Turm. www.schwarzerturm.de
 
Vieles über diese Ausgabe ist im vorigen PLOP schon gesagt worden. Eine detaillierte Rezension dieses Backsteins ist nahezu unmöglich – man kann kaum auf einzelne Comics eingehen, die vielleicht besonders aufgefallen sind. 63 Comics sind insgesamt enthalten. Herausheben möchte ich aber auf jeden Fall, wieviel Arbeit sich Wittek wiederum als Herausgeber gemacht hat. Immerhin hat er trotz des Mammutumfangs dieses Bandes eine strenge Auswahl getroffen. Außerdem verdient Mille Möllers und Robi Hahns Verlag jeden Respekt, denn hier wird Nachwuchsförderung wie in den Fanzines betrieben, nur mit erheblich höherem Finanzaufwand – man kann durchaus von finanziellem Risiko sprechen. Deshalb sind Panik Elektro vor allem die richtigen Leser zu wünschen, also Leute, die die vertretenen Künstler entdecken und weiterbringen können. Inzwischen ist übrigens bereits Panik Elektro # 4 fast fertig. Thema: „Mein größter Fehler“. In Planung ist auch schon der Folgeband. Als Thema ist im Comicforum „Familienalbum“ vorgeschlagen.
 
Konrad von Wittich: Tom Taucher. Im Auftrag seiner Jugendschizophrenie. 60 Seiten, s/w, DIN A 4. Umsonstlesemuster. Konrad von Wittich, Kottbusser Damm 31, 10967 Berlin. Kordhot@yahoo.de
 
Hier taucht ein neuer Zeichner auf, der gleich einen umfangreichen Comicband vorlegt. In einem Begleitbrief gibt er umfangreiche Hilfestellung zur Interpretation der ziemlich verwickelten Story: Der Titelheld verdiene sein Geld damit, „berühmte Persönlichkeiten an ihren stillsten und geheimsten Örtchen auszuspionieren“. Er versichert: „Keine Angst, diese Story gerät garantiert in Konflikt mit der Realität und endet im totalen Chaos“. Zu seiner Person schreibt er: „Hat sein Abitur versaut, weil er zu blöd dafür war. Danach erstmal Arbeit als Koch, Schlosser, Zivi, Kurierfahrer und zuletzt als Steinmetz, wo er einen Kran gegen den Schädel bekam und deswegen jetzt eine Umschu-lung zum Kameraassistenten machen darf“. Man kann also annehmen, daß Konrad von Wittich schon einiges erlebt hat und vielleicht auf seine Weise gegen eine repressive Gesellschaft zurückschlägt. Die Ausgangsidee seiner Satire-Tour-de-Force war möglicherweise die durch einen Sat1-Bericht ausgelöst Kokainaffäre des Bundestags – oder Robert Crumbs „Pete der Klempner“. Was der Autor nicht verrät – aber interessant wäre –, sind seine weiteren Pläne mit seinem Opus. In seiner Lesemuster-Form kann er von dem Heft in Berlin sicher ein paar 100 Exemplare absetzen. Daß etwa die „Zitty“ oder Reprodukt darauf einsteigt und ein Album daraus macht, kann ich mir eigentlich weniger vorstellen.
 
Hammerharte Horror Schocker # 8 (Winter 2005/06). 36 Seiten, farbig, Comicbookformat, 3,90 Euro. Weißblech Comics, Levin Kurio, Am Hang 9, 24223 Raisdorf. www.weissblechcomics.com
 
Mit den Horrorschockern ist Levin Kurio so richtig in seinem Element. Drei von vier Stories im aktuellen Heft stammen allein aus seiner Feder, und er erreicht mit ihnen ungeahnte Qualitätsniveaus. „Tief in der See“ ist zwar ein ziemlich einfallsloser Titel, aber die Geschichte dahinter über eine Riesenkrake, die ein Schiff verschlingt, ist bemerkenswert souverän und gelassen erzählt. Ohne jegliche grellen Effekte steuert sie auf einen atemberaubenden Schluß zu. Die beiden kürzeren Levin-Beiträge „Begraben“ und „Die Quellen des Styx“ bieten immerhin originelle Ideen und Perspektiven. Am Ende sorgen Peter Liehr und Peter Schaaff mit „Zweifuffzich“ noch für etwas Horror-Krawall, was man sich als Ausklang gern gefallen läßt. Bekanntlich wird „Hammerharte Horrorschocker“ auch über die Kioske vertrieben. Da wäre zu wünschen, daß die Grosso-Kunden die Qualität dieses Comicmagazins erkennen und honorieren. Vergleichbares war schon seit Jahren nicht mehr im Angebot.
 
XXX Comics # 4. 36 Seiten, farbig, Comicbookformat, 6,80 Euro. Weißblech Comics, Levin Kurio, Am Hang 9, 24223 Raisdorf.
 
Okay, Levin Kurios Weißblech-Comics stehen eigentlich für ungenierten Trash, und der scheint sich nun in den Erwachsenencomics zu konzentrieren. Vielleicht ist es einfach vergebene Liebesmüh‘, intelligente Sexcomics machen zu wollen, aber Levin und der wiederum vertretene Peter Schaaff haben da auch gar keine unnötigen Ambitionen.
 
cOMIc # 61 bis 63. 20 bzw. 32 Seiten, s/w, DIN A 5, im Tausch gegen andere Fanzines oder Beiträge. Gerd Bonau, Berliner Straße 9, 24768 Rendsburg
 
Gerd Bonau hat wieder zu einem schwunghaften Publikationsturnus gefunden. Und er wird wieder gut mit Comicmaterial eingedeckt, darunter auch von Oliver Ferreira oder Rudolph Perez sowie alten Bekannten wie Benjamin Brandt und Marco Lensch. Optisch sticht die Ausgabe 61 hervor, deren Cover den alten BSV-Superheldencomics nachempfunden ist (und auf dem Innencover taucht sogar eine der damals üblichen Briefmarken-Anzeigen auf). Inhaltlich ist vor allem Ausgabe 62 interessant, weil Gerd hier den üblichen Umfang deutlich aufgestockt hat.und daher einige Mehrseiter untergebracht hat, unter anderem von Frunk. In # 63 stellt er den mir bisher unbekannten Marvel-Zeichner Scott Kolins vor.
 
Frunk: Netzhaut # 102 und 104. Je 24 Seiten, s/w, DIN A 5, 1 Euro. Frank Günther, Oderstraße 4, 28199 Bremen
 
Mutmaßlich sind die Heftnummern kein Fake. Auf diese Weise vertreibt Frunk schon lange seine Comics über einen Bremer Kiosk, der von einem Bekannten betrieben wird. Die beiden vorliegenden Ausgaben (bisher die einzigen, die ich kenne) sind von schwankender Qualität. Sie sind von vorn bis hinten mit Frunk-Comics vollgestopft. Es gibt nicht mal ein Impressum. Ansonsten unterscheiden sie sich kaum von herkömmlichen Fanzines. Mich würde interessieren, wer in Bremen sowas kauft – und warum.
 
Hund, Katze, Wurst. Sauglatte Comics von vielen verschiedenen Zeichnern. 44 Seiten, s/w, DIN A 5. Lukas Mannhart, Dornacherstraße 151, 4053 Basel, Schweiz
 
Nach „Basel brennt“ bringt Lukas Mannhart ein zweites Fanzine-Projekt an den Start. Die Basel-Connection ist wiederum beteiligt. Der Titel erweckt aber den Eindruck, daß es hier nicht um Basel gehen muß. Aus dem Kunstbereich kommen Bettina Braegger und Roman Mäder. Katharina Greve kann Veröffentlichungen in „Titanic“ vorweisen.
 
Geschrammel. Rock’n’Comix # 5. 20 Seiten, s/w, DIN A 5, Tausch gegen andere Magazine möglich. Jens Natter, 46 Rue de Hunigue, 68300 Saint Louis, France. Jensnatter@gmx.de
 
Obwohl er offenbar nicht allzu viel Comicmaterial zum Thema Rockmusik zusammenbekommt, verfolgt Jens Natter sein Konzept beharrlich weiter. Möglich sind immerhin Hefte im „cOMIc“-Format – mit vielen Kurzcomics und Cartoons sowie Kurz-Rezensionen. Jens selbst versucht sich an einer Art Essay in Comicform zur Frage ob die Band Mia rechtsextrem ist, wobei er völlig übersieht, daß die Rechten deren Bekenntnisse zu Deutschland freudig mißbrauchen, um weiter in die musikalische Mitte vorzustoßen. Dennoch: Mit Beiträgen wie diesem (mit künftig hoffentlich etwas mehr Substanz) bietet „Geschrammel“ auch wirklich etwas Neues.
 
Bildstörung. Zeitschrift für frische Worte und Bilder # 12. 28 Seiten, s/w, DIN A 5. Roman Castenholz, Triftstraße 47, 53919 Weilerswist
 
Es war eine Revolution, als in der Malerei ausgangs des Mittelalters die Landschaft entdeckt wurde. Schließlich wurde der Maler, der mit seiner Staffelei in die Natur hinauszieht und eine Gebirgsszenerie oder einen Meeresstrand auf Leinwand überträgt, zum Klischee. Optisch bringt auch die neue „Bildstörung“ mit dem Leitthema Landschaften nichts Neues mehr. Vielleicht sind deshalb in diesem Band recht viele Gedichte und Prosatexte enthalten. Zudem bespricht Herausgeber Roman Castenholz drei Ausgaben des Musikmagazins „Drone“. Im nächsten Heft will er Arbeiten zum Thema „Miniaturwestern“ veröffentlichen.
 
That’s allright Mama. The King of Rock’n’Roll. 16 Seiten, s/w, DIN A 5, 2 Euro. Ich verstehe nur Bahnhof. 28 Seiten, s/w, DIN A 5. Edition Chnusperfraß, Oliver Gfeller, Bohrerhofstraße 10, 4123 Allschwil, Schweiz. Oli-gfeller@gmx.ch
 
Was soll man davon halten? Von außen sieht Oliver Gfellers kleine Elvis-Hommage sehr gefällig aus. Fast könnte ich mir vorstellen, daß er damit bei Elvis-Fans gut ankommen und vielleicht ziemlich hohe Stückzahlen losschlagen könnte. Stattdessen druckt er 50 Stück davon und verziert jedes Exemplar mit einer individuellen Zeichnung auf dem Cover. Innen bietet das Heftchen fast nichts. In einer Mischung aus Cartoons und Illustrationen bebildert Oliver eine Menge Elvis-Songs. Meist ist nur ein Elvis-Kopf zu sehen, wie er „I can’t stop loving you“ oder „King of the whole wide world“ trällert. In seinem „Bahnhofs“-Fanzine versammelt er dagegen eigene meist ganz witzige Arbeiten aus den Jahren 2002 bis 2005. Das würde ich als Talentprobe gelten lassen: Nicht alles geglückt, aber Potential, vor allem zum Cartoonisten, ist zu erkennen.
 
Ulrich Wirtz: Envelope. Malevich remixed und zwei weitere Kurzgeschichten. 20 Seiten, s/w, DIN A 5. www.envelope-comix.de
 
Nach seinem bisherigen Hauptwerk „Self“ (siehe PLOP # 68) versammelt Ulrich Wirtz hier drei kürzere Comics, elliptisch erzählt wie klassische Kurzgeschichten. Zwei von ihnen waren bereits in PLOP # 66 und 67 zu sehen. Ulrich Wirtz ist sowohl von seinem zum Abstrakten neigenden Zeichenstil als auch von der prägnanten, sehr ernstfhaften Erzählweise her schwer einzuordnen – ein eigenständiges Talent in der Fanszene, aber für einen größeren Publikumserfolg wohl nicht gefällig genug.
 
Gate Crash # 0. 36 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 5, 2,50 Euro. Dreadful Gate Productions, Chr. Vähling, Bremerhavener Straße 65, 28217 Bremen. Kontakt@dreadful-gate.de
 
Max Jähling hat hier ein Konzept verwirklicht, mit dem er Comics veröffentlichen kann, ohne mit laufenden größeren Projekten fertig zu sein. Es sind kleiner Arbeiten, meist schon veröffentlicht, aber fast nur in kleinen Magazinen. Er nutzt die Möglichkeiten des Fanzines, nämlich relativ spontan veröffentlichen zu können, ohne großen Aufwand. Er will allerdings (im Nachwort) schon wissen, wie es die Leser gern hätten: „Unter welchen Umständen würdet Ihr ein Heft kaufen, in dem ein Groß-
teil der Geschichten bereits bekannt sind? Auf jeden Fall? Wenn noch ein Rest nichterzählten Materials dabei ist? In Farbe? Mit Bastelbogen? Besonders billig? Gedruckt?“ Mit seinen Bedenken gegen Wiederveröffentlichungen übersieht er wieder mal, daß kaum jemand alle Fanzines lesen dürfte.
 
Andy: Zeichnungen. Berlin, Juni 2005. 16 Seiten, s/w, DIN A 4, 2 Euro. Dachshund Verlag, PO-Box 8892, London SW 15, England. www.andybleck.com
 
Eigentlich ist uns das alles ja schon bekannt. Seine sehr dokumentarischen Skizzen, immer Übersichten, nie nur ein Detail, hat Andy ja schon in seinem „Magazine“ vorgeführt, das PLOP mehrfach beilag. Über seinen Berlin- und Comicgarten-Besuch hat er in PLOP # 73 berichtet. Etwas ist mir doch noch aufgefallen: Menschen kommen auf diesen Bildern wenig vor, und Andy setzt sich nie in Beziehung zu ihnen – er porträtiert nicht. Manchmal hinterlassen Leute, die ihm hin und wieder unvermeidlich ins Blickfeld laufen, flüchtige Spuren, das heißt, er skizziert sie so lange, bis sie wieder verschwunden sind, und läßt die Skizze dann unfertig stehen. An anderer Stelle habe ich schon mal geschrieben, daß er dadurch innovativ das Element der Zeit in seine Zeichnungen hineinbringt (ich habe so etwas jedenfalls noch nirgendwo sonst gesehen). Aber das zeugt auch von geringem Interesse an Menschen. Manchmal wirken seine Landschafts- und Straßenansichten auch so, als wäre gerade eine Neutronenbombe explodiert. Vielleicht kann ich den Befund beim nächsten Mal auch freundlicher ausdrücken.
 
Dirk Schwieger: People not seen. 20 Sei-ten, s/w, DIN A 5, verstärkter Umschlag, 1 Euro. Der eigen verlag, Postfach 17 05 43, 60079 Frankfurt/Main. www.eigen-heim.com
 
Dirk Schwieger, der Macher des Fanzines „Ineinander“, war auf Island und hat dort mit Staunen die Präsenz von Elfen im Bewußtsein der Menschen wahrgenommen. Sie erscheinen wie Außerirdische, die immer wieder mal quasi aus einer anderen Dimension in den isländischen Alltag eingreifen. Das vorliegende Bändchen soll auf eine Heftserie aufmerksam machen, die zu diesem Thema geplant ist. In zwei Episoden berichtet Dirk Schwieger reportageartig von seinen Erlebnissen, eine dritte gibt eine Elfensage wieder, wie man sie sich auf Island erzählt. Er zeichnet in einem sehr ansprechenden, klaren Schwarzweiß-Stil. Der wie auch das kuriose Thema läßt von der Serie einiges erwarten.
 
Wir sind ein Verein. 10 Jahre IG Comic Schweiz. 52 Seiten, s/w, Comicbookformat. IG Comic Schweiz, Quellenstraße 7, 9240 Uzwil, Schweiz. www.ig-comic.ch
 
1995 wurde die „Interessengruppe Comic Schweiz“ gegründet. Zum zehnjährigen Bestehen stellen sich neun Zeichner der IG mit Comicbeiträgen selbst vor, darunter auch unser alter Bekannter Oliver Gfeller. Das Heft ist schön gestaltet und auf Kunstdruckpapier gedruckt. Man erfährt nebenbei auch etwas über die Schweizer Comicszene.
 
Xego. Das Trash-Comix-Egozine für die Ego-Shooter-Generation # 1 bis 4. 44 bis 64 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 5, 3 Euro 3 Euro. Studio Marin (Balabanov) c/o Mailbox, Taborstraße 22 c/174, 1020 Wien, Österreich. www.marincomics.com
 
Egozines sind gar nicht so selten, aber dieses ist doch etwas Besonderes. Bei Marin Balabanov hat sich eine Menge Material angesammelt, bevor er mit der Veröffentlichung begonnen hat. Das kommt freilich bei anderen Leuten auch schon mal vor. Was wirklich verblüfft, ist die Geschlossenheit dieses Materials. Die mir vorliegenden Ausgaben sind absolut gleich aufgebaut: Zuerst kommt der Comic „Dani E.“, die erotischen Abenteuer einer „Weltraum-Diva“, gestaltet in einem airbrush-artigen Stil, dann folgt der Comic „Travellic, der Weltraum-Tschusch“ in Superheldenmanier und schließlich ein Prosatext, in den Ausgaben 2 bis 4 drei Teile der längeren Geschichte „Etwas Rosa in der Nacht“. Da ist keine Entwicklung zu sehen, wird nichts ausprobiert oder verworfen. Der Autor weiß genau, was er tut, und liefert Werke eines gleichbleibenden Qualitätsstandards ab (nicht perfekt, aber beide Comicserien sind durchaus gut gemacht). Während „Dani“ und die schriftstellerischen Versuche mit ihrer kruden Sex-und-Gewalt-Mischung allerdings recht merkwürdig wirken, haben mir die abgedrehten Science-Fiction-Ideen in „Travellic“ gut gefallen. Die Frage, was nun das „X-Ego“ in diesen Erzeugnissen ist, läßt sich nur schwer beantworten. Dafür wird letztlich zu wenig Variation geboten.
 
L’Inedit. Les dessins que vous n’auriez sans doute jamais vus # 20 (Juli 2005). 72 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 4. La Grande Ourse, Association Sans But Lucratif, Rue Salm 187 B, 5300 Landenne-sur-Meuse, Belgien. http://users.swing.be/la_grande_ourse
 
Wenn ich mich recht erinnere, war dieses Magazin wieder mal eine freundliche Gabe von Gerd Bonau. Auch wenn ich so gut wie kein Französisch beherrsche, ist doch mitzukriegen, daß Comiczeichner hier in erster Linie das präsentieren, was sie nicht veröffentlichen. Hauptsächlich geht es um Yves Swolfs („Durango“), dessen Gesamtwerk in einem ausführlichen Artikel vorgestellt wird. Dann folgen mir weniger bekannte, nichtsdestoweniger bemerkenswerte Künstler: Bengrrr, Walter Bruneel, Pedro Colombo, Virgile Bage, Sébastien Didot und der Amerikaner Mike Wieringo. Fanzinemachen in Frankreich bedeutet also auch, die Skizzenbücher der etablierten Stars auszuwerten. Ein sehr schönes, auch aufwendig gedrucktes Magazin.
 
Jack Kirby Hommages # 3. 24 Seiten, s/w, DIN A 5. Daniel Tesmoingt, Rue du By 9, 6211 Mellet, Belgien
 
Bei der frankobelgischen Szene kann man sich irgendwie nicht so richtig vorstellen, daß es dort Fans von US-Superheldencomics geben könnte. Aber dieses kleine Fanzine legt Zeugnis davon ab. Allerdings scheint es nicht viele Franzosen oder Belgier zu geben, die wie Jack Kirby zeichnen. Es ist auch nicht so, daß sie wie Moebius beim Silver Surfer dem amerikanischen Vorbild einen „Metal Hurlant“-Look verpassen (das macht stattdessen der Amerikaner José Ladronn). Ich finde es sympathisch, daß hier auch Künstler vertreten sind, die an den Marvel-Altmeister nicht herankommen und mit ihren Illustrationen trotzdem ihre Verehrung ausdrücken. Neal Adams und Steve Rude sind mit Zeichnungen dabei und außerdem viele Kanadier.
 
Xoomic # 11 (September 2005). 48 Seiten, teilweise farbig, 5,80 Euro. Frank-Kemter-Verlag, Nürnberger Straße 111 A, 90762 Fürth. www.xoomic.de
 
Diese Ausgabe dürfte noch immer die aktuelle sein, was bedeutet, daß Frank Kemter sein Projekt immer noch nicht stabilisiert hat. Vor allem deshalb bespreche ich „Xoomic“ noch immer, also um zu verfolgen, was daraus – hoffentlich – noch wird. Bei der „Comixene“, die auch den Veröffentlichungsterminen hinterherhinkt, aber doch einigermaßen regelmäßig erscheint, halte ich das im Moment für nicht nötig – und käme auch mit meinen drei Ausgaben jährlich kaum hinterher. Frank Kemter bleibt bei „Xoomic“ jedenfalls dabei, rund ein Drittel des Umfangs mit Comics statt mit Informationen zu bestreiten. Das betrifft vor allem das Laska-Album „Der Golem“, das in drei Folgen vorabgedruckt wurde. Ansonsten geht es um den kanadischen Comiczeichner Seth, um Flix, Erbse („Klettercomics“), den verstorbenen Will Eisner, um Sex im Comic und um Comics im Museum. Der News- und Rezensionsteil ist ziemlich zusammengeschrumpft. „Xoomic“ ist immer noch ein empfehlenswertes Sekundärmagazin, aber man muß die Entwicklung weiterverfolgen.
 
Underdog # 13 und 14 (Herbst/Winter 2005/06). Je 72 Seiten, s/w, DIN A 5, 2,50 Euro. Mit beigelegter „Kulturschock“-CD. Fred Spenner, Narzissenweg 21, 27793 Wildeshausen. www.underdogfanzine.de
 
Dieses Punk-Fanzine ist vor allem wegen der stets beigelegten „Kulturschock“-CD empfehlenswert. Vielleicht um den Eindruck zu vermeiden, das Magazin eigne sich bloß zum Einwickeln der CD, produziert das Redaktionsteam aus dem Raum Oldenburg jeweils einen 72-Seiten-Wälzer mit vielfältigen Informationen über Musik, die Fanzine-Szene und auch deutlichen politischen Statements. Der Crossover in die Comicszene klappt auch ganz gut. In den vorliegenden beiden Ausgaben sind Bäsh, Frunk und max Jähling (alle auch aus PLOP bekannt) vertreten.
 
 
Exodus # 18. 64 Seiten, s/w, DIN A 4, 5 Euro. René Moreau, Schillingstraße 259, 52355 Düren. www.sfflohmarkt.de
 
René Moreau, nach mehr als 20 Jahren wieder aktiv gewordener Herausgeber dieses Fanzines, hat sein Konzept präzisiert. „Exodus“ ist nun ein Magazin für „Science Fiction Stories und phantastische Grafik“. Derzeit überlegt er, ob er künftig auch Rezensionen über Publikationen von Kleinverlagen ins Heft aufnehmen soll. Der Umfang von 64 Seiten ist allerdings schon jetzt knapp: Sieben Seiten nehmen die überwiegend detaillierten Leserbriefe ein, wobei auch Besprechungen von „Exodus“ in anderen Publikationen hinzugenommen werden. Auf drei Seiten werden die Mitarbeiter der aktuellen Ausgabe vorgestellt. Für den Schwerpunkt der „phantastischen Grafik“ sorgt diesmal Pierangelo Boog, der in den 80er Jahren häufiger in Magazinen wie „Fantastrips“ und „Blender“ auftauchte und nach einer längeren Pause nun wieder zur SF-Illustration zurückgekehrt ist. Somit bleibt Platz für elf überwiegend gut erzählte, mit überraschenden Ideen aufwartende Kurzgeschichten, die von Nicole Erxleben, Thomas Franke, Tho-mas Hofmann, Manfred Lafrentz (siehe „Update“) und meiner Wenigkeit illustriert sind. Auf Seite 4 schließlich ist sogar beinahe ein richtiger Comic zu finden; Perry-Rhodan-Autor Horst Hoffmann nimmt sich da den Kampf des Vatikan gegen phantastische Literatur vor.
 
Intern # 250 (3/2005). 52 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 5, 5 Euro. Gerhard Börnsen, Steinruther Straße 13, 58093 Hagen. 5 Euro. www.projekt-nebelwelten.de
 
250 Ausgaben, und das auch noch in nur knapp 20 Jahren – da kommt dieses Fanzine bei weitem nicht mit. Die meiste Zeit war „Intern“ allerdings ein ein- bis vierseitiger Newsletter. Heute ist es ein inhaltlich sehr breit angelegtes Nachrichtenmagazin. Die Themen reichen von Star Trek über Marion Zimmer Bradley bis zur Science Fiction-Fanszene. Auch ein wissenschaftlicher und ein esoterischer Beitrag sind dabei. Berührungspunkte zur Comicszene ergeben sich durch eine Besprechung des Films „Sin City“ und durch Illustrationen unter anderem von Irene Salzmann und Manfred Lafrentz.
 
Blut im Stuhl # 28. 40 Seiten, s/w, DIN A 5, kostenlos. Andreas Dölling, Olpe 10, 44135 Dortmund. www.bis-magazin.de
 
Über das Konzept dieses Fanzines, das eine Mischung aus aus Texten und Comics bietet und konsequent kostenlos verteilt wird, habe ich in der vorigen Ausgabe schon geschrieben. Die jüngste Ausgabe setzt es nahtlos fort.
 
Das Schubfach # 2 und 3 (September 2005). 20 bzw. 32 Seiten, s/w, DIN A 4. Fanzineiros # 2. 16 Seiten, s/w, DIN A 4. Beide: Luciano Freiberger, Rua Porto Seguro, No 345, Porto Alegre/RS-CEP 91380-220, Brasilien
 
Luciano Freiberger aus Brasiliens Süden fährt weiter zweigleisig: „Fanzineiros“ ist ein Fanzine in der Landessprache, „Schubfach“ ist auf deutsch für die deutschstämmige Minderheit in dem Land, die die Sprache noch beherrscht oder vielleicht wieder erlernt. Bei seiner deutschen Ausgabe muß er allerdings Anleihen im Stammland machen, das heißt, viele auch aus PLOP bekannte deutsche Zeichner tauchen als Gastarbeiter auf. Verblüffend: „Von Arno Willig war ich insofern überrascht, als er einige soziale Probleme Brasiliens sehr genau zu kennen scheint. ‚Die Straßen von Rio‘ sind eine hervorragende Darstellung und gibt die Verhältnisse und Gewalt in den Straßen von Rio de Janeiro mit erstaunlicher Genauigkeit wieder. Das brasilianische Fernsehen versucht stets, das Problem Gewalt und Drogengesellschaft herunterzubagatellisieren. Nicht zu reden von der enor-men Korruption innerhalb der brasilianischen Politik. Die Gewalt auf den Straßen von Rio de Janeiro hat sehr viel zugenommen und trägt wesentlich dazu bei, wenn gleichzeitig der internationale Tourismus im Land abnimmt“, schrieb mir Luciano. Vielleicht hat Arno gut recherchiert. Sein vorrangiges Ziel dürfte allerdings gewesen sein, der Kunst von Hermann nahezukommen.
 
QI # 75 bis 78. Je 16 bis 20 Seiten, s/w, DIN A 5. Edgard Guimaraes, Rua Capitao Gomes 168, Brasópolis - MG - 37530-000, Brasilien
 
Dieses brasilianische Fanzine hat PLOP inzwischen locker überholt, allerdings mit deutlich geringerer Seitenzahl. Kernstück der Ausgaben ist jeweils ein ausführlicher Fanzine-Index, wo-bei auch das Ausland und selbst Europa berücksichtigt werden. Dazwischen finden sich
immer wieder mal auch interessante Comicbeiträge – leider alles auf Brasilianisch.
 
Mural # 2. 8 Seiten, s/w, DIN A 5. Fernando Syl, Av. Alcantara Machado 833/508 – cep. 03101001-SP, Brasilien
 
Ein sehr dünnes Heftchen, das sich allerdings in dieser Form bequem mit der Post versenden läßt. Der Inhalt besteht im wesentlichen aus einem zweiseitigen Comic und einem zweiseitigen Prosatext.
 
O mundo nao me entende Zine # 11 (Oktober 2005). 24 Seiten, s/w, DIN A 5. Jeferson Adriano, Rua Pindorama No. 505, Bairro Iguacu, Ipatinga-MG, Cep.: 35162-109, Brasilien
 
Die alltägliche Gewalt in Brasilien, die Luciano Freiberger oben ansprach, kommt in diesem Fanzine in der Story „Sinfonia da Morte“ zum Ausdruck. Jeferson Adriano besteitet das Magazin nahezu allein. Er ist auch mit Strips in einer brasilianischen Zeitung vertreten.
 
Asr@ma Rio de Janeiro # 1 und 2. Je 28 Seiten, zweifarbig, DIN A 6. Asr@ma, Rua Paranhos, 419 – Apto. 102, Olaria, Cep.: 21073-460 Rio de Janeiro, Brasilien
 
Optisch interessant (roter oder violetter Druck auf farbigem Papier), aber inhaltlich unausgewogen präsentiert sich dieses Mini-Fanzine. Im ersten Heft gibt’s zum Einstieg gleich eine „Tank-Girl“-Episode (vermutlich raubgedruckt). Proficomics stehen hier neben ziemlich dilettantischen Versuchen. Vielleicht geht das inhaltlich zusammen – was ich leider nicht beurteilen kann.
 
Neuere Kostenlos-Magazine:
 
Comicaze # 19. 32 Seiten, farbig, DIN A 5. Comicaze e. V. , Volkartstraße 32, 80634 München. Comicaze@gmx.de
 
Miguel Fernandez: Felsfest Open Air. 52 Seiten, farbig, Comicalbum, 10 Euro. Schwarzer Turm
 
Miguel Fernandez hat für sein Debüt schon einiges an Vorschußlorbeeren geerntet, nicht zu Unrecht. Der 31-jährige Diplom-Designer (ein Spätstarter) ist eine Doppelbegabung: Er kann spannend erzählen und gut zeichnen. Wenn ich nun erläutere, warum mir der Band nicht 100prozentig gefallen hat, wäre gedanklich immer hinzuzufügen, daß 90 Prozent auf jeden Fall erreicht sind. Beginnen wir mit der Geschichte: Die Aufmachung des Albums mit dominierendem Schwarz sendet ein wenig ein falsches Signal aus. Die Story hat nämlich eine ziemlich romantisch-naive Grundtönung. Held Frederik lebt erkennbar noch im sorglosen Wunderreich der Jugend. Beim titelgebenden Open-Air-Konzert helfen ihm ein paar schon lebenserfahrenere Freunde, seine ganz unschuldig verehrte Freundin Clair von dem ziem-lich unleidlichen Rockmusiker Jochen zurückzuerobern. Hauptsächlich geht es darum, daß sie zu der Erkenntnis kommt, daß er mehr will als eine Sandkastenbeziehung. Das liest sich wirklich nett, aber solche Probleme dürften für die meisten Leser schon weit weg sein. Kleine Abstriche möchte ich auch bei den Zeichnungen machen: Miguel Fernandez ist schon fast perfekt, aber noch nicht genug profiliert. Ich merke das daran, daß seine Hintergründe manchmal schon atemberaubend gut aussehen, die Figuren im Vordergrund aber wie bei vielen Nachwuchszeichnern in Richtung Uderzo gehen, doch lange nicht so elegant gelingen. Wohlgemerkt: Ich rede von 90 Prozent. Die Veröffentlichung des Werks als Farbalbum ist gerechtfertigt, bei Carlsen oder Ehapa wäre es allerdings vermutlich – vorerst – nicht erschienen. Mal sehen, was wir von dem jungen Künstler noch zu sehen bekommen. -aa
 
Will Eisner: Das Komplott. Die wahre Geschichte der Protokolle der Weisen von Zion.152 Seiten, s/w mit Farbcover, Hardcover-Al-bum, 19,90 Euro. Deutsche Verlags-Anstalt München.
 
Das Jahr 2005 begann für Comicfans schon mehr als denkbar schlecht: Bereits am 3. Januar verstarb der Übervater des anspruchsvollen Comics, Will Eisner, im Alter von 87 Jahren. Eisner, der seine erste Zeichnung 1933 veröffentlichte und von da an einen Großteil seines Lebens den Comics widmete, recherchierte für diesen Band, der seine letzte große Comicerzählung werden sollte, mehrere Jahre lang. Vielen Fans war die meiste Zeit unbekannt, daß Eisner Nachkomme jüdisch-amerikanischer Einwanderer war und Jude blieb, da er es nie erwähnte oder besonders betonte. Gegen Ende seines Lebens schien dieser Umstand für ihn aber an Bedeutung zuzunehmen und gipfelte in der Re-cherche für dieses Buch. In „The Plot", wie das Buch im Original heißt, wirft Eisner die Frage auf, wo die Wurzeln liegen für den weltweiten Hass, der den Juden global seit Jahrhunderten entgegenschlägt und der seinen Höhepunkt in der Judenvernichtung des dritten Reiches erreichte. Ein Teil dieses Hasses resultierte aus den „Protokollen der Weisen von Zion", einer erfundenen Schrift, die belegen soll, daß die Juden zu jedem Preis die Weltherrschaft anstreben und dabei vor keiner feigen Hinterlist zurückschrecken. Angeblich von den Oberhäuptern der Juden verfasst, wurde diese Hetzschrift unzählige Male in allen erdenklichen Sprachen publiziert und trug zum großen Teil zum gängigen Bild des Juden in den Augen der restlichen Welt bei. In diesem Buch klärt Einer, woher dieses Pamphlet wirklich stammt, weshalb es verfaßt wurde und warum es trotz erwiesener Unwahrheit noch immer die Massen beeinflußt. Zwar hätte der letztgenann-te Punkt noch ein bißchen deutlicher ausfallen können, aber sicher ist, daß Eisner mit diesem Band weiter ging als bei all seinen anderen Graphic Novels. Nicht umsonst ist die eigentliche Graphic Novel um 18 Seiten „Buchtext" ergänzt. Sicherlich ein wichtiges Werk und, um aus dem Nachwort zu zitieren: „seine letzte Arbeit ist ein angemessenes Vermächtnis." Jo84
1999 hatte Eisner erfahren, daß die „Protokolle“ endgültig als Fälschung entlarvt worden sind. Er sieht nun in den Comics ein so mächtiges Medium, daß sie diese Botschaft nach seiner Überzeugung wirkungsvoll verbreiten können. Und genau das tut er in diesem Band: Er schildert in Comicform, wie und warum es zu dieser Fälschung gekommen ist (konservative Kräfte ma-nipulierten Ende des 19. Jahrhunderts damit den russischen Zaren in ihrem Sinne), und verfolgt dann durch die Geschichte, wie Antisemiten dieses Buch immer wieder mißbrauchten, obwohl es an Stimmen nie mangelte, die es für gefälscht hielten. In Deutschland ist es übrigens ebenso verboten wie Hitlers „Mein Kampf“. Das böse Vorurteil, an den Protokollen müsse etwas dran sein, bestätigt sich immer wieder an Vorurteilen über die Juden allgemein. Die FAZ hat dem Band in einer halbseitigen Besprechung vor häufiger Kritik in Schutz genommen: er habe nur pädagogischen Gebrauchswert und sei grafisch und erzählerisch höchstens routiniert. Der Vorwurf trifft sicherlich nicht, denn Eisner war das Buch ja sehr wichtig. Was aber tatsächlich fehlt, ist das, was seine Comics immer herausgehoben hat: Charaktere. Es kann sie nicht geben, weil 100 Jahre Geschichte schlaglichtartig Revue passieren. Die FAZ erkannte Charaktere in den Haltungen, Mienen und Gesten der gezeigten Menschen, aber da bieten Eisners beste „Spirit“-Folgen, seine Mietshaus- und New-York-Storys doch einiges mehr. Auf den letzten Seiten des Bandes tritt Eisner selbst als Rechercheur auf – das ist zwangsläufig die einzige Figur mit einer gewissen Kontinuität. Er beschreibt sich als Menschen, der trotz seiner Mission zurückhaltend bleibt. Er verrät nichts von seiner Überzeugung, die Protokolle durch seinen Comic erledigen zu können, wirkt aber letztlich doch ein wenig kauzig. Eisner läßt diesen Eindruck bewußt zu und verstärkt ihn am Ende noch: Auf eine Synagoge wird ein Anschlag verübt, mit den Trümmern sinken Flugblätter mit den Daten weiterer antisemitischer Aktionen zu Boden. In der Mitte heißt es: „2004. Die Protokolle der Weisen von Zion werden noch immer in Buchhandlungen überall auf der Welt verkauft.“ -aa
 
Rainer und Birgit Stock: Der Biercomic. Josef Nullinger vazäit de Gschicht vom Hofbräuhaus. 52 Seiten, farbig, Comicalbum, 9,90 Euro. Birgit Stock Verlag, Postfach 162, 83697 Rottach-Egern. www.biercomic.de
 
Wieder muß der Vergleich mit Asterix her, aber anders als im Fall von Miguel Fernandez oben gehört das hier zum Kalkül. Dieser Comic zielt hauptsächlich auf Nicht- oder Gelegenheitsle-ser ab. Aus deren Sicht kann man feststellen: Ein Comic zählt offenbar dann nicht mehr zum Schund, wenn er wie Asterix daherkommt. Hier ist nicht nur der Zeichenstil dem Vorbild so gut es geht nachempfunden, sondern auch die Erzählweise und in gewisser Weise der Storyaufbau. Der Biercomic, der zwar nicht in der Römerzeit, aber im ebenfalls weit entfernten Jahr 1589 spielt, lebt in hohem Maß von Anspielungen auf die Gegenwart. Der bayerische Herzog heißt Edmund, sein Schneider Moshammer, und eine Kräuterhexe sieht aus wie Antje Kathrin Kühnemann. Zum Schluß schreit Christian Ude: „Ozapft is!“ Es geht um den Bau des Münchner Hofbräuhauses, aber weil das für Touristen ohnehin dasselbe ist, machen die Autoren daraus die Geschichte, wie das Bierbrauen nach München kam, das bis dahin ausschließlich aus Einbeck importiert worden sei, soll uns weisgemacht werden. Ein dünner Kasper und ein dicker Mönch werden ausgesandt, einen Braumeister zu finden, und sie suchen in Bad Tölz, am Tegernsee und schließlich im Kloster Geisenfeld in der Hallertau, von wo einst tatsächlich Braumeister Heimeran Pongraz nach München geholt worden war. Vom Raffinement der Erzählkunst selbst eines Uder-zo sind Birgit und Rainer Stock allerdings weit entfernt. Was den Band rausreißt, sind die bayerischen Dialoge, mit denen ihn der „Antenne Bayern“-Comedian Mike Hager in einen Mundartcomic verwandelt. Das ist zwar ein Klischeebayerisch, das den Gralshütern der Landeskultur gar nicht gefallen dürfte, aber es liest sich doch locker und witzig. Und das dürfte auch für die Zielgruppe das Wichtigste sein. -aa
 
Uderzo: Asterix # 33. Gallien in Gefahr. 52 Seiten, farbig, DIN A 4. 10 Euro. Ehapa
 
Daß Asterix nicht mehr das ist, was er mal war, ist ja schon seit Jahrzehnten allgemein bekannt. Je älter Uderzo wurde, um so schlimmer wurden (bis auf wenige Ausnahmen) die neuen Alben. Angekündigt war auch schon länger, daß dieser Band der letzte Asterix sein wird, weil Uderzo langsam alt wird und die Lust verliert. Schon bei den letzten Bänden hat er nur noch die Hauptfiguren vorgezeichnet; Hintergründe, Tusche und Farben ließ er von seinem Studio besorgen. Deshalb war die Erwartungshaltung nicht mehr besonders hoch. Leider schaffte Uderzo es spielend, diese noch zu unterbieten. So ist Band 33 der erste Asterix, der nicht nur relativ schlecht ist, sondern richtig schlecht. Den ganzen Band, der im Original mit „Der Himmel fällt ihnen auf den Kopf" wenigstens eine originelle Grundidee bietet (was hätte man daraus alles machen können), kann man beileibe nicht anders als „Totalausfall" bezeichnen. Mit dieser Grundidee allein könnte ich selbst in zwei Stunden einen besseren Asterix schreiben. Uderzo allerdings begeht tatsächlich den Fauxpas, zwei Außerirdische Rassen auftauchen zu lassen, die sich um den Zaubertrank des Miraculix streiten. Das ist nicht Ihr Ernst, Herr Uderzo! Der arme Monsieur Goscinny rotiert bestimmt in seinem Grab mit Schallgeschwindigkeit. Für diesen dämlichen Plot muß auf viele typische Asterix-Zutaten verzichtet werden. Denn für Römer ist diesmal wenig Platz, für Cäsar gar keiner; das Karikieren bekannter Personen beschränkt sich auf einen schlecht getroffenen Arnold Schwarzenegger, der als Mischung zwischen Superman und Green Lantern umherfliegt, und die allseits beliebten Piraten werden krampfhaft in einem Panel abgespeist. Die Figuren agieren zudem oftmals übertrieben oder unmotiviert. So hat Asterix zum Beispiel etliche agressive Momente, die gar nicht zu dem kleinen Gallier passen. Ganz so, als hätte nicht einmal Uderzo selbst den Charakter seiner Hauptfigur verstanden. Die wenigen Chancen, die sich aus einem so miesen Plot ergeben, verschenkt Uderzo aber auch noch. Daß der Außerirdische Tuun aussieht wie ein Teletubby, kann man dabei fast noch als mißratenen Parodieversuch durchgehen lassen, sein Auftreten auf fast jeder Seite des Bandes verdirbt leider jeden
Ansatz eines nostalgischen oder warmen Gefühls für diesen Band. Das Erscheinen einer Roboterarmee spielt wohl auf die Mangainvasion an, die Europa im Moment durchlebt. Da wird klar, daß Uderzo selber daran glaubt, sich dem Massengeschmack anbiedern zu müssen. Wäre er doch bloß bei seinen bisherigen Stärken geblieben! Ein Asterix mit Außerirdischen funktioniert jedenfalls gar nicht.           Jo84
 
Internet-Comics
 
Max Jähling surft und redet dabei
 
Offenbar mußte ich erstmal ein paar Rezensionen vorlegen, damit das Ding hier ins Rollen kommt. Naja, das war ja auch Sinn der Sache. Ich habe die Besprechungen diesmal in "Künstlerseiten", "Onlinecomics" und Plattformen" unterteilt. Alle Seiten hier enthalten Comics, aber die Betonung liegt jeweils woanders.
 
Künstlerseiten:
 
www.schaaf.de
Peter Schaaf konzentriert sich auf die Basics: einfaches html, Comics, Cartoons. Der weiße Seitenhintergrund paßt zu dem Blick-aufs-Wesentliche-Ansatz und erfreut auch den Blick durchs kleinere Browserfenster, paßt aber nicht immer zu den eher düsteren Comics. Diese entpuppen sich erst beim Anklicken teils als kurze Previews, eine Unterteilung in Previews und ganze Comics würde den Spaß erhöhen.
 
www.wittek0815comix.de
Auch Wittek bietet auf seiner Seite eher Arbeitsproben als Arbeiten, wobei hier die ganzen Comics sich als Abwechslung anfühlen in einer Präsentation, die "Arbeitsproben!" sagt (Überplop etwa ist so eine Überraschung.). Schönes Design, viel zu gucken, schade nur, daß die Comics viel zu klein gerechnet sind, als daß ich sie mit meinem Monitor lesen könnte. Das macht genau den Unterschied zwischen einer Comic- und einer Künstlerseite aus. Sehr schön allerdings die APPD-Werbeclips.
 
www.nattercomix.de
Weniger umfangreich ist die Seite von Jens Natter. Mit den Leseproben ist man schnell durch, und auch der neue Online-Comic "rocoko-refrain" hat bisher nur fünf Seiten. Was es gibt, ist aber durchaus ansprechend und läßt auf häufige Updates hoffen. Die Navigation ist von oben nach unten sehr bedienerfreundlich, aber zurück geht's fast immer nur über den Zurückknopf des Browsers.
 
http://www.piwimonium.de
Piwimonium ist nach Witteks Seite bereits der zweite Webauftritt, der im Unaufgeräumter-Schreibtisch-Design herkommt, und macht gleich einen schlechten Eindruck, weil die Flashseite in meinem Browser (Firefox) zwar lädt, aber dann nichts macht. Opera geht besser, aber nicht viel, also muß der olle Internet Explorer her. Piwis Comics (aus Jackpot Baby und so) sind nicht schlecht, aber da habe ich nach all dem Ärger schon gar keine Lust mehr drauf.
(Übrigens, das gleiche Browserproblem hat in der letzten Ausgabe zu der Angabe geführt, von Aaron Jordans Flashintro ginge es nicht weiter. Geht schon, aber nicht für alle.)
 
Onlinecomics:
 
http://eikaundhannibal.de
Tom Sausen veröffentlicht seit 2004 relativ regelmäßig Strips um "Eika & Hannibal", einen Hund und eine Katze. Der Comc erscheint
nebenher übrigens in einem Mac-Magazin, und wer beim Lesen voll auf seine Kosten kommen will, sollte Toms Mac-Leidenschaft teilen, dann lohnt sich auch das neue Weblog eher. Aber auch so haben die Vektorgrafiken ihren Charme, und die Seite erscheint erfrischend übersichtlich.
 
http://www.airpatrolonline.net
Alexandros Stavridis' "Air patrol" kommt völlig trashig daher: veraltetes, einfaches html-Layout, das an Achtziger-Jahre-Air-Force-Serien denken läßt. Interessanterweise paßt das genau zum Comic, auch wenn der nur auf den ersten Blick (im Einleitungskapitel) von einem Supersoldaten-Projekt der Armee handelt. Eigentlich ist "Air Patrol" eine zeichnerisch manchmal etwas ungelenke, aber charmante Sci-Fi-Polizeiserie. Nur gelegentlich wird zu wenig Handlung und zu viel "Backstory" geliefert.
 
Plattformen:
 
www.dapainta.com/comiquarium
Comiquarium ist eine liebevoll gestaltete Seite, auf der sich ZeichnerInnen mit eigenen Bildern präsentieren können. Neben Größen wie Kim Schmidt und Timo Würz finden sich hier vor allem unbekanntere ZeichnerInnen, von denen einige wohl über Kims Forum gekommen sind. Comics habe ich keine gefunden, aber Cartoons, Fische, ein Forum und nette Extras. Durchaus eine Seite mit Bleibwert.
 
www.comicgate.de
Eine besonders reichhaltige Resource ist das Comicgate, das neben News, Artikeln und Interviews gleich sieben laufende Webcartoons anbietet. (Naja, als ich guckte, fünf Webcartoons und zwei Ankündigungen.) Deren Präsentation ist etwas umständlich (erst Folge anklicken, dann nochmal die Thumbnail-Darstellung anklicken, erst dann sieht man in einem Popup-Fenster den Cartoon). Damit all das nicht unübersichtlich wird, läßt sich die Seite neuerdings auch als rss-Feed abonnieren. Nachteil: Die alten Inhalte verschwinden dahinter. Vorteil: Sie sind noch da und lassen sich mit etwas Geduld auch herbeiklicken. Also noch mehr Beiträge und Comics.
 
http://www.comicwerk.de
LOA ist unter den hier präsentierten Plattformen die einzige, die sich auf Comics konzentriert. Alle zwei Monate (wenn alles gut geht) erscheint eine neue Ausgabe. In vergangenen Ausgaben waren bereits Bekannte wie Katrin Baumgärtner, Diana R. Sassé und (hüstel) Jähling zu sehen (einmal sogar Alan Moore und Bryan Talbot). In der jetzt (März) erschienenen Ausgabe 16 finden wir Mangas von unter anderem Marika Herzog und Jessica Latsch sowie Funnies von Jens Kirsch und Sascha Jaeck. Außerdem gibt es reichlich Info-Material von den LOA-Machern, das aber leider zur Zeit nicht sehr aktuell zu sein scheint. Ist aber auch wiederlesenswert.
 
http://www.edition-panel.com
Ohne Wertung, weil unter anderem von mir, ist die neue Webpräsenz des Bremer Fanzines „Panel“. Noch ist nicht viel drauf, aber Panel Online bietet News, Features, Interviews und einen Online-Strip zum mitmachen; "Neues aus der Entenstraße".
 
Comic!-Jahrbuch 2006
 
Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse lag vergangenen Herbst das neue, wieder vom ICOM-Vorsitzenden Burkhard Ihme produzierte Jahrbuch vor (228 Seiten, Farbumschlag und farbiger Anzeigenteil, DIN A 4, 15,25 Euro). Nach wie vor ist es das maßgebliche Kompendium der deutschen Comicszene. Inhalt und Erscheinungsbild des Bandes nötigen angesichts der ehrenamtlichen Umstände seines Zustandekommens höchsten Respekt ab. Und möglicherweise ist das Jahrbuch auch der Bereich des ICOM, der am besten funktioniert. Denn obwohl Vorsitzender Burkhard Ihme den Großteil der Arbeit schultert, die ein solches Mammutwerk macht, lebt es auch von den sachkundigen Beiträgen vieler ICOM-Mitglieder, die sich hier einbringen (wie gut die Jobbörsen des Verbands, das Zeichnerarchiv und die Rundmails mit den neuesten Angeboten, laufen, kann ich nicht beurteilen). Zum Inhalt: Das 25-jährige Bestehen des ICOM und auch die 30-jährige Geschichte der einstigen Ost-Helden Abrafaxe werden zwar an prominenter Stelle, aber doch eher nebenbei abgehandelt. Einen richtigen Themenschwerpunkt des Bandes gibt es aber nicht. Burkhard Ihme gliedert vielmehr das Material in den Themenblöcken „Form und Inhalt“, „Comic-Szene“, „Atelierbesuch“, „(Internationaler) Markt“, „Die Preisträger des ICOM Independent Comic Preises“ und „Film“. Zu Andreas-C.-Knigge- und Ullsteinzeiten gab es immer ein Dossier. Das Jahrbuch nimmt im Vergleich dazu zunehmend den Charakter eines bunten Magazins an. Dabei dominiert die Darstellungsform des Interviews, wieder werden vor allem alle Independent-Comic-Preisträger ausführlich interviewt. Ein Schwerpunkt, der etwas kurios anmutet, denn das Jahrbuch ist insgesamt keine Hauspostille, der aber wohl unvermeidlich ist, weil dem Preis in der Comicszene und erst recht in der Öffentlichkeit viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. -aa
 
Comic Action 06
 
Schon vor längerem flatterte mir eine Einladung zur nächsten Comic Action auf den Tisch, auch wenn die erst vom 19. bis 22. Oktober stattfinden wird. Um diese Zeit sollte eigentlich auch PLOP # 76 erschienen sein, allerdings muß man einen Stand bis zum 15. Mai anmelden. Die Anmeldung geht an den Friedhelm Merz Verlag, Postfach 210250, 53157 Bonn. Über das Programm, anwesende Künstler oder Ausstellungen wurde verständlicherweise noch nichts mitgeteilt. Wie in den Vorjahren wird die Comic Action aber ein Teil der großen Messe „Spiel“ sein. -aa
 
Comic Salon Erlangen
 
Ob das PLOP-Jubiläum Thema beim Comic Salon (15. bis 18. Juni) sein wird, stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest. Das Erlanger Kulturamt zeigte auf meinen Hinweis hin jedenfalls unverbindlich Interesse. Bezeichnend fand ich meine Erlebnisse bei der Unterkunftssuche: 2004 war ja das Städtische Übernachtungsheim, seit mindestens zehn Jahren traditionelles Quartier vieler Comiczeichner aus der Fanszene, durch eine Gruppe belegt, so daß zumindest ich dort nicht mehr unterkam. Ich fand darauf eine nette und auch recht preisgünstige Pension in Herzogenaurach, wo man sich auch nicht daran störte, daß ich erst spätnachts nach Hause kam. Daher gab ich das Übernachtungsheim dran und fragte wieder in der Pension nach. Als ich sagte, ich bräuchte ein Zimmer im Juni, hieß es jedoch: „Um Himmels willen! Im Juni sind wir verreist!“ Also rief ich nun doch wieder die gute Frau Ruff vom Übernachtungsheim an, und immerhin – diesmal ist kein Orchester angemeldet (oder was für eine Gruppe war’s nochmal?). WM-Touristen scheinen aber das Heim – glücklicherweise – noch nicht als Geheimtip entdeckt zu haben. -aa