(Plop Online Comics, hier klicken)  
Anmerkung: Das da unten sind alte Comic-Besprechungen die im Comic Fanzine 'Plop' erschienen. Die meisten sind von Andreas Alt ('aa') verfasst. Natürlich sind die Angaben nicht mehr gütig, Hefte vergriffen, Zeichner umgezogen, Währung geändert etc. Aber für den einen oder anderen vielleicht ganz interessant hier zu schmökern...

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Plop 67
Besprechungen



Frank Cho: University Freaks # 3. 32 Seiten, s/w, DIN A 4, 5 Euro. Amigo Grafik, Wilhelmstraße 9, 71679 Asperg, Fax: 07141/640034
 
Die Fans haben lange warten müssen. Nun liefert Gringo endlich die restlichen Abenteuer des Erpels Frank und seiner menschlichen Freundin Brandy. Herausgeber Andreas Mergenthaler zögerte deshalb, weil sich die ersten beiden Bände dieser hinreißenden Comicstrip-Serie offenbar schlechter verkauft haben als erhofft. (Die kann man also bei Gringo problemlos auch noch bekommen.) Infolgedessen kommt Band 3 jetzt auch nur als „Copyshop-Edition“ heraus, also quasi als echtes Fanzine. Wobei es Mergenthaler in erster Linie darum geht, risikolos mit kleiner Auflage starten zu können – bei Bedarf kann er dann immer noch nachdrucken. In diesem Heft erleben wir mit, wie Frank und Brandy zusammenziehen, alsbald nervös auf das Ergebnis eines Schwangerschaftstests warten und wie Frank ihr schließlich einen Heiratsantrag macht. Zudem spricht Schildkröte Sheldon ein klärendes Wort darüber, warum Zeichner Frank Cho immer so großbusige Frauen zeichnet: „Weil er es kann.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Leider hat Cho die Serie eingestellt und für den entschärften Nachfolger „Liberty Meadows“ (auf Deutsch bei Salleck) ausgeschlachtet. Weiteres „University Freaks“-Material gibt’s also leider nicht mehr.
 
Zebra # 16. 40 Seiten, s/w, DIN A 4, 3 Euro. Zebra, c/o Georg K. Berres, Giselherstr. 19, 50739 Köln, e-Mail: GoGer@web.de
 
Vielleicht war es den „Zebra“-Machern peinlich, daß sie in 20 Jahren nur ganze 16 Hefte zuwege gebracht haben (im letzten PLOP war irrtümlich von 17 Ausgaben die Rede). In diesem Jubiläumsheft kommt jedenfalls das Jubiläum nur ganz am Rande vor. Es würde auch kaum zur nonchalanten Art dieses Fanzines passen. Die Brüder Werner P. und Georg K. Berres, die – inclusive diverser Pseudonyme wie Bill Goger, Rudolph Perez und Ludwig Kreuzner – hinter dem Magazin stecken, verraten rückblickend lediglich, daß sie bereits 20 Jahre vorher für „Zebra“ geübt hätten. Tatsächlich stehen beide schon solide im sechsten Lebensjahrzehnt. Jubiläum hin oder her – wie in der Redaktionskonferenz geschildert, ist man ja schon froh, überhaupt wieder mal ein neues Heft in den Händen zu halten. Peter Schaaff, der dem Magazin zur Feier des Tages ein Relaunch mit „noch mehr Frauen in knappen Kostümen“ verpassen will, wird hochkant rausgeworfen. Die anderen Gastzeichner verhalten sich weniger unbotmäßig und erzählen nonchalant von einer Alien-Fahndung (Martin Frei), einer langweiligen Party (Oliver Ferreira) oder einem sensationellen Geburtstagsgeschenk (Volker Reiche). Außerdem vertreten: Hannes Neubauer und Nero Chim. Der Rest des Materials stammt von der bewährten „Zebra“-Stammcrew. Und dass die auf fremden Planeten eine ebenso gute Figur machen wie in der Reha-Klinik, überrascht ja wohl wirklich niemanden mehr.
 
Oliver Ferreira: Horni # 1 und 2. Je 92 Seiten, s/w auf farbigem Papier, DIN A 5, 8 Mark. Verlag Bete und Arbeite
 
Ich habe Oliver Ferreira als Zeichner von komplizierten Fantasyepen kennengelernt, die meist in detailliert gezeichneten gotischen Kathedralen spielten. Zwar wusste ich, dass es daneben auch schnell und flüchtig hingeworfene Comics von ihm gibt, die auch immer wieder mal in diversen Fanzines auftauchen. Mit den fast 200 Seiten „Horni“ wird aber erst deutlich, dass diese vemeintlichen Nebenarbeiten tatsächlich das Hauptwerk dieses eigenwilligen Künstlers darstellen. Die Onepager und kurzen Comics, die überwiegend Alltagserlebnisse verarbeiten und sich meist durch einen feinen Sarkasmus auszeichnen, stammen aus den Jahren 1994 bis 2001. In letzterem Jahr sind die beiden Bände auch bereits erschienen, daher noch mit einem DM-Preis ausgezeichnet. Informationen zu der Veröffentlichung gibt der Verlag leider nicht, so dass offen bleibt, ob hier sämtliche Werke – mit Ausnahme der Kathedralen-Epen – oder eine Auswahl veröffentlicht sind. Ich habe die beiden Bände von Wittek im Austausch gegen ein PLOP-Paket erhalten (siehe Leserbriefe). In der Sendung von Wittek waren noch etliche weitere interessante Fanzines aus der Hamburger Szene enthalten, von denen aber Jo84 bereits den Großteil besprochen haben dürfte. Ich werde das bis zur nächsten Ausgabe genauer nachprüfen und dann gegebenenfalls weitere hier noch nicht vorgestellte Bände rezensieren.
 
cOMIc # 49 und 50. 28, beziehungsweise 32  Seiten, s/w, DIN A 5, im Tausch gegen Beiträge oder andere Fanzines. Gerd Bonau, Gabelsberger Straße 14, 24148 Kiel
 
51 Köpfe, gezeichnet von Wittek, zieren das Cover des 50. Hefts, wie um auszudrücken, dass es Gerd Bonau mit dem Jubiläum nicht so genau nimmt. Es ist jedenfalls davon nicht viel zu sehen. Der Herausgeber, der beinahe kurz vor der Nummer 50 schlapp gemacht hätte, lässt zur Feier des Tages lediglich vier Sonderseiten springen. Ansonsten unterscheidet sich das Heft nicht substantiell von der vorherigen Ausgabe. In dem einen Heft wird die italienische Fassung der Superheldenserie „Fantastic Four“ vorgestellt, in der anderen die italienischen „Defenders“ („I Difensori“).  Es sollte vielleicht erwähnt werden, dass Gerd sämtliche erschienenen Ausgaben aufzulisten pflegt – woher er die Daten hat, ist mir ein Rätsel. Die Comicbeiträge kommen teils von den „üblichen Verdächtigen“, Bernd Teuber, Ulrich Magin, Anja & Joy, Aaron Jordan, Moritz Stetter, Oliver Gfeller, neuerdings auch Armin Parr und Rudolph Perez. Aber in beiden Heften finden sich auch Überraschungsgäste, zum Beispiel der Südafrikaner Jesse Breytenbach oder Jan Prose. Ich schließe mich jedenfalls dem großfüßigen Vogel Noi gern an: „Auf die nächsten 50!“
 
Suckelborst. Gelassene Comics # 3. 28 Seiten, s/w mit gelbem Umschlag, DIN A 6, 1 Euro. Andreas Fecke, Garfelner Straße 41, 59558 Lippstadt
 
Ich habe mich bei Andreas Fecke sicherheitshalber nochmal erkundigt, aber es ist tatsächlich so, wie er es im Impressum angegeben hat. Den Onepager über eine Vogelmutter, die ihre Brut beherzt aus dem Nest kickt, damit das Kleine fliegen lernt, hat er aus einem alten PLOP-Heft nachgezeichnet. Das Orginal stammt von Jürgen Scheftlein, der vor etwa fünf Jahren ein paarmal in PLOP auftauchte. Das ist eine Technik, die ich so in Fanzines noch nicht gesehen habe (Jo84 hat öfters mit Bravour Proficomics nachgezeichnet). Könnte aber vielversprechend sein. Man stelle sich vor, Kim Schmidt würde Comics von Oliver Ferreira oder Rainer Baldermann Sachen von Andreas Fecke nachzeichnen. Die Genannten sind übrigens sämtlich in diesem Minicomic vertreten, freilich allesamt nicht nachgezeichnet. Ein schönes, kleines, liebevoll gemachtes Heftchen.
 
Kreativo # 42 (März 2003). 32 Seiten, s/w, DIN A 5, 1,50 Euro. Kreativo-Projekt, Birke, Postfach 2022, 58470 Lüdenscheid
 
Die Ausgabe hält manche Überraschung bereit, zum Beispiel eine wilde Fernseh-Parodie mit Comicfiguren von Jo Guhde und Leviathan in Love, wohl ein Frühwerk, aber schon mit gewohnter Akkuratesse gestaltet. Auch die Tennis-Parodie „Die Nase“ von Manfred Lafrentz scheint mir ein Frühwerk zu sein. Ungewöhnlich auch Hansi Heinrichs Foto-Comic, eine allgemein selten verwendete Spielart. Begabt die Zeichnerin Gabi Schwarz, die wie Sonja Roll erotische Frauen zeichnen kann. Von Herausgeberin Birke ist im Vorwort nur zu hören, daß sie von ihrer Umschulung zur Logopädin stark in Anspruch genommen ist. Dabei wollte sie uns doch noch weitere Eindrücke aus Siegen mitteilen. Immerhin – das nächste „Kreativo!“ kommt bestimmt (auch wieder pünktlich).
 
Chnusper Comics # 6. 32 Seiten, s/w, DIN A 5, 1,50 Euro. Oliver Gfeller, Bohrerhofstraße 10, CH – 4123 Allschwil. oli-gfeller@gmx.ch
 
Die bereits angekündigte Ausgabe „stummer“ Comics, wie sie Andy zu nennen pflegt. Vielleicht ähnelt ihr Status dem stummer Filme. Sie wirken „künstlerischer“, man beschäftigt sich gern mit ihnen, auch wenn man vielleicht Mühe hat, ihre Botschaft zu entschlüsseln, aber sie werden neben den „normalen“ Sprechblasencomics wohl immer eine Randexistenz führen. Dabei sind sie ein gutes Mittel zur internationalen Verständigung. Auch Oliver hat neben Wittek, Aaron Jordan und Moritz Stetter vor allem Ausländer im Heft: Teresa Camara Pestana und Aranha aus Portugal, Claudio Parentela aus Italien und Jesse Breytenbach aus Südafrika. Nur Andy, der sich um die stummen Comics besonders verdient gemacht hat, ist nicht vertreten.
 
10 ans – 10 comics
. – Manchmal gleicht meine Rezensentenarbeit einer Rätselaufgabe, insbesondere wenn ich es mit ausländischen Comics zu tun habe. Was aber nicht ohne Reiz ist. Mitunter, wie zum Beispiel bei einem brasilianischen Lyrikband, den ich weiter unten vorstelle, sind meine Chancen minimal. Bei den französischen Undergroundcomix, um die es hier geht, sieht es zumindest geringfügig besser aus. Da ich so gut wie kein Französisch beherrsche, kann ich den Inhalt dieser Hefte auch nur sehr oberflächlich wiedergeben. Aber ein bißchen was konnte ich den Publikationen vom Verlag „Rock Hardi“ aus Clermont-Ferrand doch entnehmen. Zehn Hefte wurden mir zugesandt, alle in Ausstattung und Aufmachung völlig gleich: Alle 16 Seiten stark, mit Farbumschlag und innen schwarz/weiß. Jedes Heft stammt von einem anderen Künstler. In der Regel wird darin jeweils eine, meist recht skurrile Geschichte erzählt. „Rock Hardi“ selbst scheint ein Musik-Fanzine zu sein, aber neben der eigenwilligen kleinen Comic-Heftserie wird auch noch ein weiteres Comicmagazin namens „Le Martien“ angeboten, das auf jeweils 50 bis 80 Seiten den Schwarzweiß-Comic pflegt. Wer mehr wissen will, kann sich auch die Internetseite www.rockhardi.com ansehen.
 
P.L.G. # 37 (Winter 2002/03). 84 Seiten, teilweise farbig, DIN A 4, broschiert, 10 Euro. P.L.G., BP 94, 92123 Montrouge Cedex, France. www.ifrance.com/plg
 
PLG, ein mit großem Aufwand und professionellem Anspruch hergestelltes französisches Fanzine, erscheint mittlerweile nur noch jährlich. Schwerpunkte in diesem Heft sind Interviews mit den Zeichnern Daniel Clowes und Moebius. Im Fall des Amerikaners Clowes wird das Originalinterview auf Englisch mitdokumentiert, was mir als Französisch-Ignorant sehr entgegenkommt. Beim Moebius-Interview wirkt der Zeichner Daniel Goosens (in Deutschland fleißig in U-Comix abgedruckt) mit. Zudem sind im Heft etliche hochrangige Underground-Comics zu finden. Im Rezensionsteil findet sich übrigens auch PLOP erwähnt. Andy hat mir die Besprechung übersetzt: „In der Nummer 60, die sich aus gewohntem Material zusammensetzt (Amateurcomics, Besprechungen von Fanzines und Neuerscheinungen) ist ein kleines Extraheft namens 'Magazin' von Andy (man erinnert sich seiner früheren Fanzines) mit einer Reportage über die Comicfestivals in Haarlem und Erlangen, illustriert durch vor Ort gezeichnete Skizzen. Originell und gelungen.“ Ich denke mal, daß sich das Urteil am Ende doch auf das gesamte Heft bezieht und gebe das Kompliment gern zurück.
 
Lingua. Bulletin d’information de fanzines et revus indépendantes # 1. 8 Seiten, s/w, DIN A 5, 1 Euro. Lingua, 14, place Thérèse Léon Blum, 11100 Narbonne, France. Bocaprod@caramail.com
 
Ein neuer Versuch, aktuell erschienene internationale Fanzines aufzulisten, wobei die Redaktion mit acht Seiten natürlich nicht weit kommt. Immerhin ist das Magazin erfreulich wenig frankozentrisch: Eine Seite Frankreich, dann werden Belgien, Kroatien, Slowenien, Deutschland (mit zwei Ausgaben „Sinnlos-Co-mics“), Portugal, Spanien, sowie Kanada und Brasilien abgegrast. Jedes Fanzine wird mit Titelbild und ein paar Basisinformationen vorgestellt. Diese Form gefällt mir sehr gut. Am Ende wird auch noch auf weitere internationale Fanzinotheken verwiesen (wir kennen schon die aus Portugal und dem Baskenland).
 
Gambuzine # 14, 15 und 0. Je 32 Seiten, s/w auf gelbem Papier; DIN A 4. Gambuzine, Apartado 37, 7320-999 Castilo de Vide, Portugal
 
Daß Teresa gern mehrere Ausgaben ihres Fanzines auf einmal raushaut, hat Kostengründe, wie sie mir einmal geschrieben hat. Wahrscheinlich sinken aufgrund der höheren Auflage die Druckkosten, oder sie spart sich zumindest sonstige Mehrfachkosten. Warum sie aber nach der Nummer 15 nun eine Nullnummer herausbringt, ist mir nicht ganz klar. Das Magazin trägt nun den Untertitel „International Experience“ und der Text ist durchgängig englisch, aber am Konzept hat sich, soweit ich das erkennen kann, nichts geändert. Teresa macht sich weiter sehr um die internationale Vernetzung der Fanszene verdient. Die beiden regulären Ausgaben bringen viel Material von Wittek und Armin Parr, in dem neuen Heft sind unter anderem die Neuseeländer Steffan und Clayton, der Italiener Claudio Parentela sowie Matjaz Bertonceli aus Slowenien vertreten. Daß sie die Portugiesen mit anspruchsvollen Comics aus anderen Teilen der Welt vertraut machen möchte, wird ihr allerdings momentan überhaupt nicht gedankt. Mehr dazu unter „News & Service“.
 
Fake Zine # 1. 24 Seiten, s/w mit rosa Umschlag, DIN A 5. Teresa Camara Pestana, Apartado 37, 7320-999 Castilo de Vide, Portugal
 
Ein „Gambuzine“ im Kleinen, das Teresa zusammengestellt hat, allerdings offenbar in fremdem Auftrag – ich werde aus dem Impressum nicht ganz schlau. Neben vielen alten Bekannten (Horst Jäger, Matjaz Bertonceli, Jesse Breytenbach und natürlich Teresa) begegnet man hier Arbeiten des Finnen oder der Finnin Esa Holopainen. Bei jedem Werk ist am Rand eine Kontakt-adresse oder e-Mail-Adresse angegeben.
Erro (Februar 2003). 24 Seiten, s/w, DIN A 5. Rafael Adorjan, Caixa Postal 10990, Rio de Janeiro – RJ 22020-970, Brasilien
 
Brasilien ist diesmal hier recht ausgiebig vertreten. Während ich mich bei den unten folgenden Publikationen auf grundsätzlichere Ausführungen beschränken muß, weil ich der Sprache nicht mächtig bin, hat Rafael Adorjan vorsorglich eine englische Übersetzung seines gesamten Fanzines auf zwei dicht beschriebenen Seiten beigelegt. Ganz zugänglich ist mir das Magazin damit allerdings trotzdem nicht geworden, weil der Künstler eine sehr assoziative Collagetechnik verwendet. Nur die beiden Mittelseiten des Hefts hat er in konventioneller Weise gezeichnet. Die übrigen hat er überwiegend mit Zeitschriftenausschnitten, Tapetenmustern, Banknoten und fotokopierten Notizzetteln beklebt. Will er damit sagen, daß es im falschen Leben der Hochglanzillustrierten kein echtes gibt? Der Titel des Fanzines soll jedenfalls – nach seiner eigenen Aussage – an das englische Wort „Error“, also „Irrtum“, erinnern.
 
QI # 59 bis 61 (November 2002 bis März 2003). Je 20 Seiten, s/w, DIN A 5. Edgard Guimaraes, Rua Capitao Gomes 168, Brasopolis MG 37530-000, Brasilien
 
Bei QI gibt’s nicht viel Neues, außer daß das Heft weiter sehr periodisch (zweimonatlich) erscheint und Edgard Guimaraes mir auch immer noch jede neue Ausgabe zusendet. Wer die Hinweise in den vorangegangenen Ausgaben nicht gelesen hat, für den sei hier noch einmal vermerkt, daß QI zu etwa gleichen Teilen aus einem Fortsetzungscomic und einem ausführlichen Fanzineindex besteht.
 
Ivonete do Amaral Alves e Silva: Stella. Poesias – Fábulas. 44 Seiten, s/w, DIN A 5. Editora OPCAO, R. Espirito Santo 232/02, Porto Alegre (RS) 90010-370, Brasilien
 
Die Herausgeberin und alleinige Autorin dieses netten Magazins aus Porto Alegre hat mir gleich noch einen ausführlichen Brief beigelegt – allerdings auf Brasilianisch/Portugie-sisch. Ich habe ihr daraufhin auf Englisch geantwortet und ihr auch ein PLOP mitgeschickt, das sie natürlich garantiert ebensowenig lesen kann wie ich ihren Lyrikband. Seither ist Funkstille. Vielleicht braucht die Post über den großen Teich etwas länger, vielleicht liegt hier aber auch ein Fall tragischer Kommunikationsunfähigkeit vor, sollte die Dame Englisch nicht beherrschen. Auf dem Titelbild ihres Magazins ist sie vermutlich abgebildet, am linken Rand eines Stilleben-Ölschinkens mit viel Obst und einem großen Blumenbukett. Sie deutet mit einer eleganten Handbewegung auf das Bild und lächelt dazu etwas verlegen. Mal sehen, ob ich von ihr nochmal etwas höre.
 
Ox Fanzine # 50. 164 Seiten, s/w, DIN A 4, 4 Euro. Joachim Hiller, P.O. Box 102225, 42766 Haan
 
Noch ein Jubiläum. “Ox”, eigentlich ein Punk-Fanzine, das vor 15 Jahren gegründet wurde, ist ein Beispiel für ein Magazin, das über die Jahre hinweg beinahe den selbstgesteckten Rahmen verlassen hat. Allein die Tatsache, daß es nur vierteljährlich erscheint, weil die Stoffülle nicht anders zu bewältigen ist, macht deutlich, daß hier kein professionelles Team am Werk ist. Jedem Heft liegt eine Compilation-Platte, respektive CD bei. Die Auflage liegt laut Impressum bei 12 500. Das zeigt, daß das Musikbusiness doch ganz andere Möglichkeiten bietet als der Comicbereich. Man muß bei dieser beeindruckenden Auflage bedenken, daß wir uns mit Punk und Independent Rock in einer vergleichsweise kleinen Nische befinden. Der Fanzine-Status hilft den Leuten um Herausgeber Joachim Hiller, unbeeinflußt von Verkaufszwängen so über Musik zu schreiben, wie sie das für richtig halten. Das Magazin ist aber auch für uns, speziell für diejenigen unter uns, die keine Punk-Fans sind, interessant, weil hier unter anderem auch Comics besprochen werden und Peter Puck in jeder Ausgabe eine “Rudi”-Folge veröffentlicht.
 
Neue Kostenlos-Magazine (zur Verfügung gestellt vom ICOM):
 
Cosmix # 5. 24 Seiten, s/w, DIN A 4. Cosmix, c/o Frank Plein, Subbelrather Straße 253, 50823 Köln. www.cosmixkoeln.de
 
Comics & mehr # 41 (Frühjahr 2003). 32 Seiten, teilweise farbig, DIN A 4. MSW Medien Service, Linde 72 – 74, 42287 Wuppertal.
 
Comixene # 58 bis 60. Je 64 Seiten, teilweise farbig, DIN A 4, 5 Euro. Verlag Jurgeit, Krismann & Nobst
 
Martin Jurgeit scheint eine Vorliebe für das Recycling alter Titel zu haben. „Hit-Comics“ war einst in den 60er Jahren die Dachmarke, unter der der Aachener Bildschriftenverlag Marvel-Comics veröffentlichte. Bei ihm wurde daraus nun ein Superhelden-Sekundär-magazin. Jurgeits „Zack“ brachte das Koralle-Maga-zin mit nur geringfügigen konzeptionellen Veränderungen erneut an den Kiosk. Und jetzt die „Comixene“. Ich halte mich zwar mit 38 Jahren schon für ziemlich alt, aber im Gegensatz zum alten „Zack“ habe ich dieses Magazin nur noch am Rande wahrgenommen. Die erste Ausgabe, die ich mir bestellt habe, war die # 42 und damit die letzte. Danach habe ich dann erst mal eine Weile Hethkes „Sprechblase“ gelesen, bis ich dann schließlich auf das „Comic Forum“ aufmerksam wurde. 1994 bis 1996 hat Joachim Kaps schon einmal einen halbherzigen Versuch gestartet, die „Comixene“ wiederzubeleben, aber das nur nebenbei. Jurgeit geht da viel zielstrebiger vor und hat seit Februar bereits vier Hefte pünktlich im Monatsabstand herausgebracht. Sicher, die „Comixene“ hat einen legendären Ruf. Dennoch wundert es mich, daß man bewußt eng an das alte Konzept anschließt mit Original-Schriftzug, Original-Rubriken (teilweise) und den original gelben Rezensions- und Magazin-Seiten. Denn die alte „Comixene“ dürften heute doch nur noch wenige kennen. Sicher, die Macher mögen sich gedacht haben: Warum etwas ändern, das sich bewährt hat? Der Geist von Knigge und Becker läßt sich aber nicht imitieren, und die Zeiten haben sich auch sehr geändert. Die alte „Comixene“ konnte für ein unterschätztes und verkanntes Medium kämpfen. Heute sind Comics etabliert, aber in einer Nische, aus der sie wohl so schnell nicht herauskommen werden. Trotzdem begann die neue „Comixene“ vielversprechend. Im ersten Heft wurde gleich auf den ersten Seiten die gerade gelaufene Übernahme des Dino-Verlags durch Panini thematisiert. Chefredakteur Martin Jurgeit, der sich in dem Bereich sehr gut auskennt, kommentierte bei dieser Gelegenheit gleich weitere Verlagsübernahmen und den Weggang von Walter Moers von Eichborn. Daran schloß sich ein Überblick über die Neuerscheinungen des beginnenden Jahres an, der zwar auf fünf Seiten etwas ermüdend war, aber an Information nichts zu wünschen übrig und Linien der Verlagspolitik der einzelnen Häuser erkennen ließ. Ähnlich Analytisches folgte in den weiteren Ausgaben aber nicht mehr. In der zweiten Ausgabe, der # 59, leistete man sich stattdessen gleich einen Ausrutscher mit Peter Osterieds hochgejubelter „Daredevil“-Filmbesprechung. Die klingt wie aus dem Presseheft abgeschrieben – den Film konnte sich Osteried offenbar gar nicht ansehen. Titelthemen der beiden folgenden Hefte waren dann unveröffentlichte Spirou-Seiten und ein Überblick über Samurai-Comics. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Comixene ist kein schlechtes Sekundärmagazin, aber sie verfolgt nicht Marktentwicklungen. Die Mitarbeiter nehmen sich vielmehr nach Lust und Laune Themen vor oder schreiben gleich schwerpunktmäßig über ihre Lieblingscomics. Ein Interview mit Lewis Trondheim oder ein Porträt von Gerhard Seyfried lese ich schon ganz gern. Wird das aktuelle Geschehen aber nicht verfolgt, dann ist das Magazin nur ein Liebhaberprojekt. aa
 
Xoomic # 5. 52 Seiten, teilweise farbig, 20 mal 27 Zentimeter, 5 Euro. Frank Kemter-Verlag, Nürnberger Straße 111 A, 90762 Fürth, www.xoomic.de
 
Xoomic ist mit der aktuellen Ausgabe zwar wieder auf Normalmaß geschrumpft, aber es ist eine sehr ansprechende Ausgabe geworden. Die Interviews mit Baru („L’Autoroute du Soleil“) und Boris Kiselicki („The Cool Bros“) sind aufschlußreich und lassen die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Zeichner durchscheinen. Daneben wird auf den 15jährigen Nachwuchszeichner Ferdinand Lutz hingewiesen, der seine Cartoons und Funnies ins Internet gestellt hat: www.flutz.de.vu Außerdem gibt es einen Angouleme-Bericht samt Schuiten-Kurzinterview und einen Beitrag zur Serie „Gesamtkunstwerk Comic“. Bei letzterem wird darüber nachgedacht, welche Konsequenzen es hat, daß Comics stärker als Bücher auf gute Druckqualität und das richtige Format angewiesen sind. News und Rezensionen sind so informativ und kritisch, wie man es sich von einem guten Sekundärmagazin wünscht. Alles in allem hält Xoomic einen sehr erfreulichen Qualitätsstandard. Nun ist dem Magazin der entsprechende wirtschaftliche Erfolg zu wünschen. aa
 
Alex MaCartney: Herr Hummel. 64 Seiten, farbig, DIN A 5 Querformat, Hardcover, 12 Euro. Edition Moderne
 
Alex MaCartney, 1963 geboren in Südengland und mittlerweile wohnhaft in Zürich, zeichnet seit 1986 Comics. Seine „Herr Hummel“-Strips erscheinen seit 1992 wöchentlich in der Tageszeitung „Zürich Express“. Nach Büchern in den Verlagen Zytglogge und Cartoon Pool ist vorliegender Debütband bei der Edition Moderne MaCartneys sechste Buchveröffentlichung. Herr Hummel bietet Humor des Alltags, der ein bißchen an die Strips von ©Tom erinnert. Streng in drei Bilder aufgeteilt, beziehen die Farbstrips ihre Komik vor allem durch die Macken der Hauptprotagonisten, die sich auf ein halbes Dutzend beschränken. Hierbei spielt Herr Hummels extravagantes Haustier, ein Gürteltier, eine größere Rolle. Aber köstlich ist auch Hummels Kumpel Poltermann, ein Grobian, der meint, mit Kraftmeierei jedes Problem lösen zu können, oder Hummels unfreundliche und zynische Arbeitskollegin. Alex‘ Humor tut niemandem weh und ist mitunter recht anbiedernd. Ich habe den Band trotzdem gerne gelesen, und so wird es allen anderen Käufern wohl auch gehen. Jo84
 
Mawil: Wir können ja Freunde bleiben. 68 Seiten, s/w mit Farbumschlag, 25,3 mal 19,3 Zentimeter, 12 Euro. Reprodukt
 
Mawil ist sicher die momentan auffälligste Erscheinung in der deutschen Comicszene. Nach der vorzüglichen „Strandsafari“ (siehe Besprechung in der vorigen Ausgabe) erzählt er in dem vorliegenden Band nun offenbar autobiografisch angehaucht von Kindheits- und Jugenderfahrungen mit Frauen. Die Geschichte ist Mawils Diplomarbeit an der Hochschule für Gestaltung, Berlin-Weißensee. Wie sie benotet worden ist, verrät er uns nicht, aber für ein so grafisch geschlossenes, inhaltlich aussagekräftiges Werk kann es eigentlich keine schlechte Zensur gegeben haben. Und dennoch hält der Band mit der „Strandsafari“ nicht ganz mit. Drei Episoden mit einer Rahmenhandlung: Mawil führt uns zurück in seine Kindheit, seine Teenagerzeit und die jüngere Vergangenheit während des Kunststudiums. Da erlebt er jeweils eine große Liebe. Sein Problem ist, daß er ein großer Schwärmer ist. Er beläßt es meist dabei, seiner Flamme hinterherzuträumen. Kommt es tatsächlich mal zur Begegnung, dann versteht er diese Chance nicht zu nutzen: „Wir haben dann echt noch versucht, Freunde zu werden. Wir war’n mal im Kino oder inna Kneipe. Aber worüber soll man sich groß unterhalten... man hat vielleicht garnich die selben Interessen... ein bisschen Smalltalk und so...“ Er hat Angst, den Zauber zu zerstören. Oder die Dame kann ihn sich zwar als Freund, aber durchaus nicht als Geliebten vorstellen. Man sollte diesem Mädchen vielleicht dankbar sein, denn wie könnte die Wirklichkeit je an die Träume vom vollkommenen Glück heranreichen? In der Rahmenhandlung wird Mawil von Kumpels in der Kneipe wieder aufgeheitert. Die hat er vermutlich als Sentimentalitätsbremse eingebaut. Das Buch rührt an, aber die Geschichten bleiben seltsam vage. Seine ersten beiden Freundinnen lernt man kaum kennen. Die Spanierin, in die er sich während eines Kunstprojekts in einem leerstehenden Plattenbau-Hochhaus am Rand Berlins verliebt, versucht er zu beschreiben. Aber ob sie tatsächlich eine andere Romanze laufen hat, während sie mit ihm Deutsch lernt, bleibt letztlich offen. Schön, die Episoden leben natürlich gerade davon, daß die Mädels für den Erzähler unerreichbar fern sind. Aber von einem Mann dieser Klasse hätte ich zumindest erwartet, daß er seinen autobiografischen Hintergrund etwas aufhellt, das eigenartige katholische Milieu oder das Leben im Ostberlin der Nachwendezeit. Die Geschichten spielen möglicherweise anfangs noch zu DDR-Zeiten, aber das kann man nur vermuten. Der Blick ist ganz auf den Protagonisten, seine Cliquen und die ersehnten Freundinnen verengt. Aber das sind Einwände gegen einen dennoch sehr guten Comic. Mawil und ich werden, sozusagen, trotzdem Freunde bleiben. -aa